nd-aktuell.de / 30.10.2001 / Brandenburg

Sechs Schlafplätze für Obdachlose mit Hund

Verein »Stütze« eröffnet Notunterkunft in Wedding

Andreas Fritsche
Bis vor kurzem war hier noch eine türkische Unternehmensberatung. In Kürze will der Obdachlosenverein »Stütze« ins Erdgeschoss der Weddinger Bastianstraße 21 einziehen. Das Büro ist schon eingerichtet. Auch die Schreibtische für die Redaktion der Zeitung »Stütze« stehen bereit. Offizielle Eröffnung wird am 6. Dezember gefeiert. Leer sind noch die zwei Räume, die für eine Notunterkunft vorgesehen sind. Vereinskassenwart Bernd Weissert stellt sich vor, dass hier drei Doppelstockbetten aufgestellt werden. Dann hätten sechs Obdachlose einen Schlafplatz. Doch wenn sich nicht rechtzeitig Spender finden, sollte man einfach mit ein paar Matratzen starten, findet Mitstreiter Friedel Heithausen. Der ehemalige Gerichtsschreiber, der seinen Arbeitsplatz wegen Drogenproblemen verlor, hat seine Erfahrungen. In den 90er Jahren baute er schon einmal eine Notunterkunft in der Kopernikusstraße mit auf. »Damals schliefen einige sogar auf dem Fußboden«, erzählt Heithausen. Das Projekt in der Bastianstraße muss ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand auskommen. Bei einer vergleichsweise günstigen Warmmiete von 1250 Mark für 110 Quadratmeter ist das auch möglich. Viel schwieriger war es, geeignete Räumlichkeiten zu finden - obwohl in Berlin jede Menge Gewerbefläche leersteht. Viele Vermieter würden denken, dass eine Notunterkunft »Pack« anziehe, erklärt Weissert. Sie fürchteten, dann gebe es Probleme. Das scheint auf den ersten Blick nicht ganz abwegig. Im Gegensatz zu vergleichbaren Einrichtungen wird in der Bastianstraße Alkohol erlaubt sein. »Sonst trinken die Leute vor dem Schlafengehen vor der Tür, und dann gibt es erst recht Probleme«, rechtfertigt Weissert. Allerdings ist hochprozentiger Schnaps verboten. Stattdessen wird Bier für eine Mark ausgeschenkt. Nicht zuletzt, um damit einen Teil der Miete zu finanzieren. Übrigens werden auch Hunde hereingelassen. Viele Verkäufer der »Stütze« haben nämlich einen- wegen der Einsamkeit und weil sich die Zeitung besser verkauft, wenn man einen niedlichen Vierbeiner dabei hat. Stütze e.V., Bastianstr. 23, Tel.: (0177) 2582748