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EIS] Arbeit mit rechtem Nachwuchs im Zwielicht

Antifagruppen schrieben Erfahrungen auf Von Volker Stahl, Hamburg

  • Lesedauer: 2 Min.

Zum pädagogischen Streitthema »akzeptierende Jugendarbeit« mit Neo-Nazis haben norddeutsche Antifagruppen eine Broschüre herausgegeben.

Skeptiker halten dieses Pädagogik-Konzept für untauglich, weil es nur auf Zuhören und Akzeptieren setze und die Kritik an rechten Denkmustern ablehne, um an die Jugendlichen »heranzukommen«. In der informativen Materialsammlung, die erfreulicherweise nicht im üblichen Antifa-Jargon abgefaßt ist, wird über die Arbeit von Projekten in Gütersloh, Düsseldorf, Bremen und Tostedt berichtet, wo die »akzeptierende Jugendarbeit« - so das Urteil der Herausgeber - gescheitert sei.

Ein Beispiel: Das ländliche Ruhebedürfnis in der idyllisch gelegenen Gemeinde Tostedt (Niedersachsen) und der Nachbarorte wird seit Jahren durch gewalttätige Aktionen von Neonazis und Streitigkeiten zwischen rechten und linken Jugendlichen gestört. Höhepunkt war ein von Skinheads verübter Überfall auf vier Mitglieder einer Menschenrechtsgruppe in der Nacht zum 19 April, bei dem eine 21jährige Frau schwer verletzt

wurde. Auch das seit Jahren laufende lokale Streetworker-Projekt in der »Reso-Fabrik« konnte die Gewaltausbrüche von rechts nicht verhindern.

»Die Reso-Fabrik grenzt sich zu wenig von den Jugendlichen und Erwachsenen ab, die in Fachkreisen als Kader-Neonazis bezeichnet werden«, kritisierten die Grünen in dem Heide-Städtchen bereits vor zwei Jahren. Die gescholtenen Pädagogen verteidigen dagegen die akzeptierende Sozialarbeit vehement. »Um etwas erreichen zu können, müssen wir auf die Jugendlichen zugehen. Das ist nur durch ständigen Kontakt und monatelange Zusammenkünfte möglich. Wir wollen die Skins nicht hoffähig machen, akzeptieren sie aber menschlich.«

Auch die Fachwissenschaft ist sich nicht einig, wie dem rechten Terror am besten beizukommen ist: Während der Bremer Universitäts-Pädagoge Josef Krafeld das Konzept der Nachsicht und des Verstehen-Wollens von Denk- und Handlungsmustern befürwortet, setzt sich sein Marburger Kollege Prof. Klaus Ahlheim kritisch mit diesem Ansatz auseinander

»Rosen auf den Weg gestreut. Kritik an der akzeptierenden Jugendarbeit mit rechten Jugendcliquen«. Die Broschüre kann für 5 Mark unter folgender Adresse bestellt werden: Schwarzmarkt, Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg.

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