nd-aktuell.de / 04.08.1998 / Politik / Seite 15

Für wen Nichtraucher stimmen sollten

Mal ausprobieren - so fängt es gewöhnlich an, wie bei diesen Jungs in Kiew

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Zu »WH0 prophezeit weltweite Ausbreitung westlicher Zivilisationskrankheiten« (ND vom 20. Juli):

Die WHO prognostiziert in ihrem vierten Weltgesundheitsbericht, »daß zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Folgen des Rauchens weltweit mehr Menschen töten als alle andere Krankheiten zusammen«. Andersherum: Keine andere Maßnahme würde den Gesundheitszustand der Bevölkerung so nachhaltig verbessern wie die Verhütung des Rauchens.

Aber davon sind wir noch sehr weit entfernt. Wenigstens sollte man die Bürger, insbesondere die heranwachsende Generation, nicht zu dieser verderblichen Selbstbeschädigung verführen dürfen. Deshalb müssen Tabakwerbung und Zigarettenautomaten in Deutschland generell und sofort verboten werden. Das Gesundheitsministerium in Bonn bekundet auf eine diesbezügliche Anfrage, ein solches Verbot widerspreche den Prinzipien des freiheitlichen Rechtsstaates. Oder sind es eher die Interessen der einflußreichen Tabakindustrie und der Werbebranche, die da gefährdet sind? Oder letztlich auch die des Finanzministers, der ungern auf die etwa 22 Milliarden Tabaksteuer jährlich verzichten will?

Obwohl eine eindeutige Mehrheit der Bevölkerung für einen gesetzlichen Nichtraucherschutz plädiert, lehnte der Bundestag am 5. Februar in namentlicher Abstimmung mit 335 gegen 255 Stimmen bei 34 Enthaltungen einen sehr modera-

ten, nur wenige Bereiche regelnden Entwurf eines Nichtraucherschutz-Gesetzes, der von einer fraktionsübergreifenden Gruppe eingebracht worden war, ab. Während die Abgeordneten von CDU, CSU und der FDP mit 74, 82 und 91 Prozent dagegen waren, stimmten die Abge-

ordneten der SPD mit 56, der Grünen mit 93 und die der PDS mit 96 Prozent dafür Vielleicht ein Hinweis für Nichtraucher, welcher Partei sie Ende September ihre Stimme geben sollten.

Dr K. Lippold 99444 Blankenhain