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Statistik trugt

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 2 Min.

Statistik gerät oftmals zu einem trügerischen Unterfangen. Vor allem, wenn man ihr keine Zeit gibt. Wenn zwischen Jahresbeginn und Mai die Summe der Verkehrstoten in Berlin um ein Drittel hochgeschnellt war, glich sich die Zahl bis August beinahe wieder aus.

Und wenn bei einem großangelegten Sicherheits-Check der Polizei am Wochenende von 322 Autofahrern nur ein einziger Alkohol getrunken hatte, sollte man der Statistik durchaus mißtrauen. Die Trunkenbol-

de hinter dem Steuer befinden sich gewiß nicht sämtlich aufMallorca oder sonstwo außerhalb der Stadt.

Der Zufall diktiert das hauptstädtische Unfallgeschehen wie die unterschiedlichen Jahreszeiten dessen Statistik beeinflussen. Erst über ein halbes Dutzend Jahre sind tatsächlich Trends abzulesen, auf die von Amts wegen grundsätzlich zu reagieren wäre.

Um die Unfallzahlen absenken zu helfen, leistet die Polizei ihren Teil jeden Tag mit vielfältigen flächendekkenden Kontrollen in der gesamten Stadt. Geschehen die mit der nötigen Unberechenbarkeit, lassen sich Geschwindigkeiten im vorgeschriebenen Bereich halten, großzügige Toleranz einkalkuliert. Wobei selbst die allzu häufig rasenden Zeitgenossen als Ausnahme noch die Regel bestätigen.

Der eigentliche Unfallverhüter aber dürfte der irgendwie und irgendwann einsichtige Sünder sein. Ohne ihn geht es nicht. Denn er allein säuft und fährt dabei oder danach, nimmt Drogen, lebt im Straßenverkehr seinen Frust oder sein Macho-Gehabe aus, ist auch ohne besonderen Grund unsicher hinterm Steuer, kennt die Verkehrsregeln nicht, testet seinen Wagen aus, bremst plötzlich, blinkt nach links und fährt nach rechts, telefoniert und lenkt und schaltet zugleich oder gebärdet sich sonstwie als Bruder Leichtsinn...

Ihm freilich dürfte weder mit bedrohlichen Statistiken noch mit Zufallstheorien beizukommen sein. Ein Glück, daß es im Grunde wenige solcher Zeitgenossen gibt. Gerade sie aber werden nach aller Erfahrung bei Verkehrskontrollen kaum erwischt.

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