nd-aktuell.de / 24.09.1998 / Politik / Seite 15

Aus Kindertagen

Doro Scholz

Auf der Suche nach immer neuen Kinogeschichten besinnt man sich in Hollywood neuerdings ganz gerne auf die Vergangenheit. Eine Generation von Filmemachern ist erwachsen geworden, die in den 60er und 70er Jahren die Nachmittage ihrer Kindheit damit verbracht haben, im Fernsehen Serien zu gucken. Mit einem wohligen Gefühl im Bauch bringen sie heute »Mission: Impossible«, »Mit Schirm, Charme und Melone« oder »George, der aus dem Dschungel kam« im Kinoformat auf die Lein-

wand. Und wie alle Erinnerungen an gute, alte Zeiten erstrahlen diese neuen Fassungen in viel perfekterem Glanz als ihr antikes TV-Vorbild. Das Science-Fiction-Abenteuer »Lost in Space« macht sich dabei vor allem zunutze, daß sich die Technik der Spezial-Effekte seit der Serien-Ausstrahlung in den 60ern immens entwickelt hat. Die Geschichte von der Familie Robinson, die ins All geschickt wird, um den Umzug der Menschheit auf einem fernen Planeten vorzubereiten, garniert Regisseur Stephen Hopkins reichlich mit digitalen Spielereien.

Ansonsten bleibt der Film eher den alten Bestandteilen der Fernsehserie treu. Die Robinsons sind eine ganz nor-

male Familie - mit einem Elternpaar (Mimi Rogers und William Hurt), das sich entfremdet ist, einer ehrgeizigen älteren und einer aufmüpfigen jüngeren Tochter (Heather Graham und Lacey Chabert) und einem Superhirn-Söhnchen (Jack Johnson). Natürlich finden die Verwandten unter dem Druck böser Terroristen, haarsträubender Wettläufe gegen die Zeit und ihres Irrwegs durch den Weltraum wieder zusammen. Und der ewige Bösewicht Gary Oldman kriegt wieder mal mächtig sein Fett ab.

Ein wenig verloren allerdings muß sich Akiva Goldsman gefühlt haben, als er die alten Folgen von »Lost in Space« sichtete, um die Versatzteile für das Kinodrehbuch zu sammeln. Was in der Fortsetzungsmaschine Fernsehen funktionierte, verwirrt im Kino: Zu viele Nebenstränge haben überlebt, zu viele Figuren lenken von einer ohnehin komplizierten Handlung ab.