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Mit Axt und ABM vom Wald zum Park

Pückler-Konzept soll für den Babelsberger Park verbindlich sein / Grüne erheben Einspruch Von Wilfried Neiße

  • Lesedauer: 2 Min.

Wer in den nächsten Monaten laute Klopfgeräusche aus dem Babelsberger Park in Potsdam hört, der kann einigermaßen sicher sein: Der Specht ist es nicht. Denn im Herbst soll es rund 500 Bäumen an die Krone gehen. Für die Verantwortlichen im Park ist dieser Einschnitt unerläßlich, um die Anlage wieder in ihrer ursprüngliche Form präsentieren zu können.

Doch sind keineswegs alle mit diesen massiven Einschlägen einverstanden. Eine Gruppe der Grünen ließ sich vor einigen Tagen durch die Anlage führen, die vor 150 Jahren von Landschaftsgärtnern wie Pückler und seinem Schüler Kindermann entworfen wurde. Unter den Grünen reifte der Verdacht, daß der derzeitige ABM-Boom dazu ausgenutzt werden soll, im Park das Regime der Axt einzuführen.

In der Tat, so bestätigte Fachbereichsleiter Karl Eisbein, wurden vom Arbeitsamt zwölf ABM-Kräfte bewilligt, die bis Jahresende die Parkumgestaltung unterstützen. Vorgesehen sei das Fällen der Bäume bis zum Jahreswechsel. Der Herbst als beginnende »Ruhephase« der Natur eigne sich für solche Maßnahmen am besten.

Mit Rodungen oder wildem Abholzen habe das Vorhaben allerdings nichts, zu

tun, beteuerte Eisbein, der seit 1970 hier tätig ist. Vielmehr gehe es bei der Aktion im Herbst um die Wiederherstellung jener Sichtbeziehungen und »Bilder«, wie sie Pückler und seine Nachfolger anlegten. Wer in diesem Sinne Bäume behutsam fälle, der befinde sich im Einklang mit der UNESCO und ihren Forderungen, die Potsdamer Parks in ursprünglicher Schönheit wiederherzustellen.

Mit der Wegnahme von 500 Bäumen werde dieses Idealbild noch lange nicht erfüllt, stellte der gärtnerische Fachmann klar Um sich diesen künstlerischen Kompositionen wenigstens wieder anzunähern, muß noch so manches Gewächs weichen. Vor allem im hinteren Teil des Parks um das Babelsberger Schloß herum, wo der Park in den letzten 50 Jahren zu einem geschlossenen Wald herangewachsen ist, werden Bäume fallen. Schwierigkeiten hat die Sanssouci-Stiftung, zu der dieser Park gehört, mit den Plänen der Stadt, angrenzend ein neues Feuerwehrgebäude zu errichten.

Fachbereichsleiter Eisbein ist bemüht, die ausdauernden Skeptiker zu beruhigen: In den 80er Jahren seien jährlich 2000 Bäume gefällt worden. Bei geschätzten 200 000 Bäumen im Park würde trotz der Fällungen immer noch mehr Biomasse nachwachsen als - durchdacht - weggenommen werde.

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