Die Quittung
Meciar hat die ihm gebührende Niederlage eingesteckt. Honoriert wurden ein undemokratischer, mit bizarren Episoden gespickter Regierungsstil, ein nur zu oft rüder Umhang mit der ungarischen Minderheit und die Berreicherung seines Anhangs am Privatisierungsdeal. Zwar unterschied ihn das nicht sehr von manch anderem Spitzenpolitiker in den einst sozialistischen Staaten, doch er versäumte es, um des Westens Gunst zu buhlen.
Immerhin hat die Slowakei nun die Chance, als Land zu erscheinen, dessen Führung halbwegs normal agiert. Was freilich auch nicht leicht sein wird. Meciar ist noch für Überraschungen gut, und die neue Mehrheit ist so heterogen, daß Streit kaum ausbleiben dürfte. Zumal Dzurinda, der Premier in spe, jener christdemokratischen Partei entstammt, die einst so inkompetent regierte, daß seinerzeit Meciars Machtübernahme geradezu als Fortschritt galt.
Zudem sollte nicht vergessen werden, daß es vor allem eins war, was Meciar lange einen Bonus sicherte: Sozial ging es nicht gar zu grausam zu. Jetzt sich nur daran zu begeistern, daß Bratislava wieder in Europa liegt, wird wohl nicht reichen. Um die Slowakei nun zügig für EU und NATO fitzumachen, allein deshalb wurde Meciar nicht abgewählt.
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