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»Förderer« unter falscher Flagge?

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Nachricht, die dieser Tage aus Thailand kam, könnte das Anliegen des organisierten Tierschutzes wieder einmal in Schwierigkeiten bringen. Die Berliner Zeitung »Der Tagesspiegel« meldete, daß in Pattaya der Deutsche Wolfgang Ullrich verhaftet wurde. Der 54jährige, so das Blatt, soll nicht nur als Pattayas »ausländischer König der Unterwelt« Verbindungen zur lokalen Mafia pflegen, sondern zudem Inhaber des »Förderkreises Deutsches Tierhilfswerk« sein, dessen »über 400 000 gutgläubige, zumeist deutsche Mitglieder« jährlich mehrere Millionen Mark eingezahlt haben. Laut der Zeitung kann ihm der Mißbrauch von Spendengeldern nachgewiesen werden, vorgeworfen würden ihm zudem Mädchenhandel und Geldwäscherei.

»Alles Quatsch«, sagte der Pressesprecher des Deutschen Tierhilfswerkes (DTHW) München, Manfred Hees, auf ND-Nachfrage. Wolfgang Ullrich, Unternehmer in Ziemetshausen (Bayern), sei einer von vier ehrenamtlichen Vorsitzenden des DTHW Derzeit liege er mit seiner von einer USA-Firma gecharterten Jacht wegen eines Schadens in der Bucht von Bangkok. Da die Liegezeit inzwischen drei Monate überschritten habe, würden die thailändischen Behörden Zoll in Höhe des doppelten Schiffspreises verlangen. Ullrich verweigere dies und sei deshalb in »Beugehaft« genommen worden. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien »absoluter Blödsinn«, so der DTHW-Sprecher Der Mißbrauch von Spendengeldern, dessen Nachweis im übrigen in Deutschland erfolgen müsse, sei Ullrich in seiner Funktion im Tierhilfswerk zudem gar nicht möglich.

Der Deutsche Tierschutzbund Bonn distanzierte sich unterdessen vorsorglich »von den durch Presseberichte bekanntgewordenen Machenschaften«. Vor allem der Umstand, daß in der Öffentlichkeit »die Organisationen gelegentlich verwechselt« werden, veranlaßte Tierschutzbundpräsident Wolfgang Apel zu der Erklärung, daß seine Organisation und die angeschlossenen 700 örtlichen Tierschutzvereine mit ihren 400 Tierheimen »weder mit dem Deutschen Tierhilfswerk noch mit dem Europäischen Tierhilfswerk oder dem Tierhilfswerk Austria« zusammenarbeiten. Auch mit deren »Werbekolonnen« auf Deutschlands Straßen habe der Deutsche Tierschutzbund nichts zu tun. Dieser, so Apel, unterliege als gemeinnützige Organisation strengsten Kontrollen bei der Spendenverwaltung und sei Mitglied des Deutschen Spendenrates, der für den ordnungsgemäßen, treuhänderischen Umgang mit Spendengeldern stehe.

Das Deutsche Tierhilfswerk wirft nun dem Deutschen Tierschutzbund vor, dieser mache sich zum »Handlanger einer Schmutzkampagne«. Meldungen aus Fernost versetzen offenbar nicht nur die Börse in heiße Wallungen

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