Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

40 Prozent Zinsen

  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Verzinsung von 40 Prozent muß mit außerordentlichen Risiken erkauft werden. Das Geld dieses Investmentfonds wurde vorwiegend auf den Terminmärkten eingesetzt (Devisen, Aktien, Anleihen, Rohstoffe). Der LTCM-Fond hatte sich auf staatliche Anleihe-Derivate (Bonds) spezialisiert und war von der weltweiten Kapitalflucht in Staatsanleihen überrascht worden, die die Rendite für 30jährige US-Staatsanleihen (Bonds) teilweise unter die Zinssätze für Tagesgeld gedrückt hatte. Im August hatte der LTCM-Fonds noch Verpflichtungen - im Bruttowert gekaufte Papiere - solcher Staatsanleihen von 125 Milliarden Dollar offen. Ende September betrugen die offenen Positionen noch rund 90 Milliarden und der Prozeß der Entwertung konnte aus eigenen Mitteln nicht mehr kompensiert werden. Darüber hinaus soll der Fonds mit den Anleihen für 125 Milliarden Dollar - laut »New York Times« - wiederum spekulative Finanzkontrakte, darunter Derivativund Terminkontrakte, mit einem Gesamtwert von 1250 Milliarden Dollar ein-

gegangen sein. Einleuchtend ist, daß die drohende Zahlungsunfähigkeit zum Systemrisiko der internationalen Finanzmärkte geworden wäre. Daher sprangen 16 Banken mit 3,5 Milliarden Dollar ein, um eine Rückführung der Schiefläge zu ermöglichen.

Wer hohen Renditen hinterher jagt, muß auch mit dem Verlust seines eingesetzten Kapitals fertig werden. Bemerkenswert ist aber, daß eine führende staatliche Notenbank - die FED - die Rettungsaktion eingefädelt hat. Eine Wertberichtigung in der Größenordnung von 90 Milliarden Dollar würde das internationale Finanzsystem in seinen Grundfesten erschüttern. Auch die Deutsche Bank ist mit 300 Millionen Dollar dabei, obgleich die Bank mitteilen ließ, daß sie beim LTCM-Fonds keine ungesicherten Engagements und folglich keinen Wertberichtigungsbedarf habe. Die Deutsche Bank werde sich an der Rettungsaktion beteiligen, weil sie Turbulenzen durch einen Zusammenbruch eines Fonds vermeiden helfen wolle. Umgerechnet 500 Millionen Mark werden so eingesetzt, um größere Verluste abzuwehren.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal