nd-aktuell.de / 28.09.1998 / Politik / Seite 9

iran Überstunden-Abbau würde 320 000 neue Jobs bringen

Nürnberger Arbeitsmarktforscher: Ein Sockel an bezahlter Mehrarbeit ist nötig

Die Zahl der in diesem Lande geleisteten Überstunden, die von den Gewerkschaften angesichts der mehr als vier Millionen offiziell registrierten Arbeitslosen immer wieder als mögliche Arbeitsplatzreserve ms Gespräch gebracht werden, hat das Nürnberger Institutfür Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei der Bundesanstalt für Arbeit untersucht. Gabriele Oertel sprach mit lAB-Volkswirt Eugen Spitznagel.

? Dennoch: Die Arbeitsmarktsituation in der Bundesrepublik ist zugespitzt welche Arbeitsplatzeffekte brächte der Abbau von Überstunden?

Überstunden sind nur ein mögliches Element einer Gesamtstrategie für mehr Beschäftigung. Ein Abbau der Überstunden um etwa 40 Prozent könnte mittelfristig im Durchschnitt 320 000 mehr Beschäftigte bringen. Dennoch muß man fein unterscheiden. Im Westen werden erheblich mehr Überstunden geleistet als im Osten - in den neuen Ländern ist man schon sehr nah am betriebswirtschaftlich notwendigen Sockel von Überstunden.

? Sie akzeptieren die Argumentation der Unternehmerverbände, daß es einen Sockel an Überstunden geben muß?

Ein gewisser Sockel ist betriebswirtschaftlich unverzichtbar Bei Auftragsspitzen. Oder wenn Maschinen kaputtgehen, dann muß die Reparatur-Gruppe halt mal Überstunden machen, damit das Geschäft am nächsten Tag wieder läuft.

? Und wie groß muß der Sockel sein?

Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, daß man unter den derzeit gegebenen Bedingungen etwa 50 Prozent des jetzt geleisteten Überstundenvolumens

braucht.

? Finden Sie es nicht widersinnig, daß diejenigen, die noch Arbeit haben, in einem Jahr fast zwei Milliarden Überstunden leisten, auch aus Angst um ihren Job, und vier Millionen Menschen