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  • Politik
  • Kleine Zweifel in der Berliner Schaubühne

Kitsch im Trashraum

  • Gerhard Ebert
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn zu einer Nachwuchsdramatikerin geladen wird, die just sieben von 42 deutschen Rezensenten zur besten des Jahres 1998 kürten, steigen die Erwartungen. Aber leider war die Enttäuschung herb. Der Korrektheit halber sei angemerkt, daß die 31jährige Theresia Walser, um die es hier geht, für ihr in Stuttgart uraufgeführtes Stück »Das Restpaar« belobigt wurde. Für den Text, der jetzt unter dem Titel »Kleine Zweifel« in der Probebühne der Berliner Schaubühne vorgestellt wird, ist die Ein-

ordnung als Theaterstück ausgesprochen schmeichelhaft.

Caroline Peters und Bettina Scheuritzel, die zwei jungen Darstellerinnen, die sich des Textes hingebungsvoll angenommen haben, verweisen zwar auf Zusammenarbeit mit Thomas Reichert (Regie?) und Jochen Roller (Choreographie), aber offenbar inszenierten sie sich selbst. Sie haben sich für die ungestische einstündige Suada eine Menge Spielastik einfallen lassen, mit der sie zum Beispiel vorzuführen vermögen, daß sie pantomimische Intermezzi synchron exakt beherrschen. Ansonsten bieten sie monologischen Trash (Kitsch, Unsinn) in einem eigens dafür eingerichteten

»Trashraum«.

Wendla Teusch, eine junge Frau, will an einem Gesangswettbewerb teilnehmen. Bevor die Konkurrenz beginnnt, dreht sie durch und rennt auf die nächtliche Stra-ße. Dort quasselt sie sich ihren belanglosen Frust von der Seele über das Leben ,als «solches, über Wettbewerbe und das Gerücht unter den Teilnehmerinnen, es seien »kleine Zweifel«-aufgekommen. Es liegt an mir, daß ich nicht mitgekriegt habe, um welche kleinen Zweifel es sich überhaupt handelt.

Die Autorin hat ihre Wendla gesplittet. Es schwätzen also zwei Frauen gestikulierend auf der Straße, die zugleich der Trashraum ist oder zugleich ein Keller Was sie reden, verrät zwar literarische Fabulierlust der Theresia Walser, aber leider kaum dramatisches Talent. Es sei denn, man definiert Dramatik um. Große Zweifel...

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