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Oberbürgermeister Potsdams heißt Matthias Platzeck

SPD im Stadtparlament stärkste Fraktion PDS-Kandidatin Tack bei 25 Prozent Von Heidi Diehl

  • Lesedauer: 3 Min.

Der neue Oberbürgermeister von Potsdam wird Matthias Platzeck. 63,47 Prozent der insgesamt 103 044 Wähler der Landeshauptstadt entschieden sich laut einer Hochrechnung von 20.01 Uhr für ihn. Seine härteste Konkurrentin, die PDS-Kandidatin Anita Tack, erreichte nach den vorläufigen Angaben 24,78 Prozent, Wieland Niekisch, Kandidat der CDU, mußte sich mit 8,91 Prozent der Stimmen zufrieden geben. Die Wahlbeteiligung in Potsdam betrug 71,46 Prozent.

Nicht nur einen neuen Oberbürgermeister wird Potsdam haben. Im Stadtparlament werden sich auch die Kräfteverhältnisse ändern. Stellte nach der Kommunalwahl 1993 die PDS mit 38,36 Prozent aller Stimmen die stärkste Fraktion, so ging sie bei der gestrigen Wahl auf rund 33 Prozent zurück. Die SPD wird in der neuen Stadtverordnetenversammlung die stärkste Fraktion mit etwa 40 Prozent der Stimmen (1993: 32,41 Prozent) stellen. Die CDU konnte mit 14 Prozent etwas zulegen (10,27 Prozent), die Grünen bleiben bei etwa sieben Prozent wie 1993.

Matthias Platzeck zeigte sich sehr zufrieden mit dem Wahlergebnis. Er erklärte, Oberbürgermeister für alle Potsdamer sein zu wollen. Er wolle dafür sorgen, daß Offenheit und Transparenz wieder Normalität im Rathaus würden. Als erste Amtshandlung will der neue Ober-

bürgermeister der Landeshauptstadt einen Baum pflanzen und damit ein Symbol für Wachstum und Entwicklung setzen. Er versprach, den Dialog mit allen Fraktionen im Stadtparlament aufzubauen, der in den letzten Jahren doch ziemlich verschüttet war. Eine wichtige Aufgabe sei für ihn, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung zu motivieren, damit die Bürger zu ihrem Rathaus wieder ein Vertrauensverhältnis aufbauen.

Anita Tack zeigte sich etwas enttäuscht darüber, daß das Ziel ihrer Partei, in die Stichwahl zu kommen, nicht erreicht werden konnte. Die Bevölkerung Potsdams habe das Angebot Stolpes, seinen »Kronprinzen« ins Rennen zu schicken, um in Potsdam die »Kastanien aus dem Feuer zu holen«, angenommen, sagte Anita Tack. Platzeck habe sie vorgestern gebeten, im Falle seines Wahlsieges ihn im Landesparlament zu unterstützen, um die Forderungen der Stadt Potsdam dort nachdrücklich einzufordern. Platzeck müsse jetzt beweisen, daß es ihm ernst sei mit den von ihm gegebenen Versprechen in Hinsicht auf die Stadtentwicklung. Unverständlich sei ihr, daß er erst vor wenigen Tagen einen Kabinettsbeschluß unterstützte, der für das kommende Jahr 24 Millionen Mark weniger Landesgeld für Potsdam bereitstellt.

Erleichtert zeigte sich der amtierende Oberbürgermeister Hans-Joachim Bosse über die Wahl des 44jährigen Platzeck. Auch er hoffe, daß nun endlich wieder Kontinuität in die Arbeit des Stadtparlaments einziehe. Dennoch muß er noch vier Wochen lang die Amtsgeschäfte weiterführen. So lange dauert laut Kommunalwahlgesetz die Einspruchsfrist gegen das Wahlergebnis. Frühestens am 28. Oktober wird der neue Oberbürgermeister demnach seine Amtsgeschäfte aufnehmen können.

In der Stadtverordnetenversammlung von Cottbus kam die SPD nach vorläufigen Angaben auf 37 Prozent, die PDS

erreichte 24, die CDU ebenfalls 24, die Grünen sechs und die FDP vier Prozent der Stimmen. Bisheriger Oberbürgermeister ist hier Waldemar Kleinschmidt (CDU).

Auch in Brandenburg/Havel, wo die SPD den Oberbügermeister Helmut Schliesing stellt, waren die Sozialdemokraten erfolgreich. Sie können mit 37 Prozent rechnen, die PDS mit 23, die CDU mit 18, die Grünen mit sechs Prozent. Die FDP scheiterte mit vier Prozent.

In Frankfurt (Oder) kam die SPD laut Prognose auf 32 Prozent, die PDS auf 28, die CDU auf 22, die Grünen auf vier und die FDP auf nur zwei Prozent. Frankfurts Oberbürgermeister Wolfgang Pohl war bis vor wenigen Wochen parteilos, inzwischen ist er SPD-Mitglied.

Es wurden vier weitere hauptamtliche Bürgermeister oder Amtsdirektoren gewählt, in Jüterbog, Trebbin, Wahrenbrück und im Amt Löwenberger Land. Um die 942 Sitze in den 14 Kreistagen und Stadtparlamenten der vier kreisfreien Städte bewarben sich 4436 Kandidaten, für die 14 218 Sitze in 1460 Gemeindevertretungen kandidierten 23 873 Männer und Frauen. Erste Ergebnisse werden erst heute erwartet.

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