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Zwei Neulinge und ein Bayern-Block

Ex-Bundescoach Vogts: DFB kungelte jahrelang hinterm Rücken über Nachfolger Von Matthias Ende

  • Lesedauer: 3 Min.

Mit Carsten Ramelow (Bayer Leverkusen) und Mustafa Dogan (Fenerbahce Istanbul) kündigte DFB-Teamchef Erich Ribbeck an, heute zwei Neulinge für die EM-Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft in der Türkei und Moldawien zu nominieren. 26 Spieler wird der 61jährige Fußballehrer in den Kader für die beiden Partien am 10. Oktober in Bursa und am 14. Oktober in Chisinau nehmen. Feste Plätze haben bereits Oliver Kahn, Lothar Matthäus, Thomas Strunz, Mario Basler, Markus Babbel und der derzeit leicht verletzte Oliver Bierhoff. »Es spricht alles für einen großen Bayern-Block«, kündigte Ribbeck in der Sonntags-Presse erneut an.

Auf einer der unsicheren Positionen befindet sich indes der Dortmunder 82fache Nationalspieler Andreas Möller Während Team-Chef Ribbeck mit den Worten zitiert wird: »Andy ist ein starker Konterspieler, den wir in der Türkei sehr gut gebrauchen können«, berichtete der

30jährige nebulös selbst von einem Verzicht durch den Teamchef.

Knapp drei Wochen nachseinem Rücktritt als Bundestrainer hat Berti Vogts erstmals scharfe Kritik an der Personalpolitik beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) geübt. »Daß jetzt herauskam, daß schon vor ein, zwei Jahren mögliche Nachfolger für mich angesprochen wurden, daß man beim DFB nicht mehr hinter dem Bundestrainer Vogts stand«, habe ihn besonders geschmerzt, erklärte Vogts in einem Presseinterview »Vielleicht hätte ich damals gleich gehen sollen«, stellte der 51jährige Coach in seinem Rückblick frustriert fest.

Seinen Nachfolger Erich Ribbeck forderte Vogts auf, trotz der wichtigen EM-Qualifikation »beim Neuaufbau die Talente nicht zu vergessen«. Vogts: »Es täte mir persönlich unheimlich weh, wenn umfangreiche Pläne, die ich zum Thema Nachwuchsförderung in langen Jahren erarbeitet habe, plötzlich in der Schublade verstaubten.«

Nach seiner Demission habe er »schwer gelitten« und eine »unheimliche Traurigkeit« empfunden, sagte Vogts. »Ich war dem DFB 29 Jahre lang ganz eng verbunden. Zehn Jahre als National-

spieler, 19 Jahre als Trainer, also weit mehr als die Hälfte meines Lebens. Und deshalb kam es mir vor, als wäre ich von heute auf morgen aus einer Familie entfernt worden«, erklärte der Fußball-Lehrer, dessen größter Trainer-Erfolg der Gewinn des EM-Titels 1996 in England war

Besonders nach dem enttäuschenden Abschneiden der DFB-Auswahl bei der WM '98 in Frankreich, für das in erster Linie Vogts verantwortlich gemacht wurde, mußte der frühere Nationalspieler vieles einstecken. Derzeit sei er dabei, sein Leben neu zu ordnen und sich verstärkt um seine Familie zu kümmern, meinte der ehemalige Abwehrspieler von Borussia Mönchengladbach weiter Wie in seiner Profi-Zeit wolle er kämpfen, um aus dem Tief wieder herauszukommen. »Mich zwingt man nicht zu Boden, sondern ich durchlaufe nur ein Tal. Ich bin unter dem Sternzeichen Steinbock geboren, und ich ziehe mich wieder hoch«, kündigte er an. Zunächst allerdings will Vogts mit seiner Familie die Herbstferien seines Sohnes Justin nutzen und in den Urlaub fahren, »um abzuschalten und Abstand zu gewinnen«.

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