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  • Kultur
  • E. ROHL und H. JANKOFSKY diffamieren die deutsche Einheit

Zehn Jahre sind zu wenig

  • Reinhold Ändert
  • Lesedauer: 2 Min.

ner mangelhaften Bildung, seiner Immobilität, schiebt er die Schuld auf »den Wessi«.

Vor allem auf die Verantwortungsträger. Niemand hätte doch etwas dagegen, wenn man auch mal die kleinen menschlichen Schwächen unserer Politikerinnen und Politiker ein wenig satirisch beleuchten würde. Im Gegenteil. Dafür haben wir sie ja, die Demokratie. Aber was soll diese Geschmacklosigkeit: Der Fahrer des Kanzlers überfährt ein Schwein. Er hält an, geht in das nächste Haus, um sich bei dem Besitzer zu entschuldigen. Er kommt mit einem Präsentkorb zurück. Auf die verwunderte Frage des Kanzlers

Ernst Röhl und Heinz Jankofsky: Zehn Jahre sind zuviel. Eulenspiegel Verlag Berlin. 128 S., geb., 16,80 DM.

antwortet er- »Ich habe gesagt, ich bin der Fahrer des Kanzlers und habe das Schwein überfahren.«

Natürlich gibt es auch schwarze Schafe unter den Bürgerinnen und Bürgern aus den alten Bundesländern. Aber hilft es, die Einheit zu vollenden, wenn diese wenigen Ausnahmen zum »Wessi an sich« werden? Nein. So ist zum Beispiel dieser sogenannte Witz in dem Büchlein über unsere Mitbürgerinnen

und Mitbürger bayrischen Glaubens eine Diffamierung: Frage: Warum sind die Bayern so perfekt im Jodeln? Antwort: Könnten sie lesen, würden sie singen.

Wen wundert es bei solchen Verunglimpfungen, daß die Bayern etwas ungewöhnlich wählen, das Notopfer für die Krankenhäuser nicht bezahlen, den Solizuschlag abschaffen oder gar die Länderausgleichsfinanzierung neu regeln wollen? Zugegeben, es gibt noch Unterschiede zwischen West und Ost, vor allem sprachlicher Art. Es war in Stralsund, glaube ich, jedenfalls irgendwo im Nordosten. Für viel Geld war ein durch Funk und Fernsehen

bekannter Westkabarettist engagiert worden, der Saal war proppenvoll. Und das trotz der Eintrittspreise, aber Westen ist Qualität und hat seinen Preis. Bis zur Pause. Da bot man dem Künstler Prügel an. Er verstand das nicht, er hatte doch nur sein normales Programm geboten, d. h. die bewährten Ostfriesenwitze aktualisiert, indem er Ostfriesen durch Ossis ersetzte. Zu Hause erntete er dafür ungeheure Lachsalven. Kabarettisten aus dem Osten wären da wahrscheinlich sensibler und höflicher Sie würden sich, wenn man sie überhaupt in den Westen einlüde, was nicht der Fall ist, die Wessi-Witze verkneifen, mindestens solche, die in diesem Buch stehen. Sollten aber die Herren Röhl und Jankofsky aus Versehen doch mal eine Einladung zu einer Buchlesung in den Westen erhalten, rate ich ihnen ab, dieselbe anzunehmen.

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