nd-aktuell.de / 07.10.1998 / Kultur / Seite 8

Wissen ist Macht

Nadja Ludwig

Wie man s macht, ist es falsch. Wie man's nicht macht, ist es auch falsch. Also mach ich weiter«, sagt Ottokar. Der praktische Beweis dieser bündigen Philosophie liegt vor- ein neues Buch über den braven Schüler Ottokar und seine neueren und allerneuesten Erkenntnisse.

Zugegeben, das Leben dieses Knaben ist in keinster Weise leichter geworden. Lehrer und Schüler, Eltern und Großeltern, Nachbarn und Freunde mischen sich kräftig ein und machen es ihm nicht unbedingt einfach, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Aber Ottokar behauptet, den »Durchblick« zu haben und beweist dies auf 64 Druckseiten, unterstützt von dem keineswegs unbekannten und mit Ottokar sehr befreundeten Grafiker namens Klaus Vonderwerth, der allemal seiner Meinung ist und dies mit Sarkasmus und vergnüglicher Ironie scharfstrichig bestens unterstützt.

Ottokar trainiert sein Demokratieverständnis ebenso wie milde Nachsicht mit heimisch werdenden Landsleuten. Das führt zu einer äu-ßerst unterhaltsamen Pressekonferenz (Thema: Wissen ist Macht) in der Schule oder zu einem Offenen Brief an das Lehrerkollegium. Aber auch

Ottokar Domma: Ottokar in Philadelphia. Illustrationen von Klaus Vonderwerth. LeiV-Verlag. 64 S., geb., 17.80 DM.

Lehrer müssen lernen: Herr Burschelmann auf seine alten Tage ebenso wie sein neuer Kollege aus Hannover Philadelphia liegt in Brandenburg und Rom in Mecklenburg; die Deutschen fahren nach Spanien, weil das Essen dort wie zu Hause schmeckt. Und ein Jubilar muß keineswegs jubilieren, allenfalls Ottokars Opa, wenn er zum 70. ca. vier Kettensägen geschenkt bekommt, denn das war »damals« immer Mangelware.

Domma hat das Leben seiner Mitmenschen gut im Ohr »Soll ich weghören«, fragt er Nein, er hört nicht weg und sieht nicht weg. Er bleibt sich treu. Er führt einen höchst aktuellen Kampf gegen »Ausdrücke« und übt sich im dialektischen Mitgefühl, wenn die eigenen Eltern mit ihrem schlechten Gewissen ringen.

So bleibt Ottokar ein lernfähiges Kerlchen, das den unwägsamen und irreführenden Erscheinungen des Zeitgeistes gewachsen ist. Und mit einleuchtenden Erklärungen und produktiven Vorschlägen weiß er seine Mitmenschen zu überraschen.