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Die Macht des Guten

  • Gottfried Stiehler
  • Lesedauer: 2 Min.

nisse fest. Das »Elend des Politischen« sieht Sana darin, daß die Politik zur bloßen Technik der Machteroberung und -erhaltung verkommen ist. Wie das mit den ökonomischen Verhältnissen zusammenhängt, ist für ihn eher beiläufig ein Thema; immerhin sieht er eine Umstrukturierung der »Besitzverhältnisse« als Vor-

Heleno Sana: Das Elend des Politischen. Patmos Verlag Düsseldorf 1998. 239 S., geb., 39,80 DM.

aussetzung neuer Weltverhältnisse an. Diese Veränderung bleibt freilich im Vagen, was möglicherweise damit zusammenhängt, daß Sana eine recht enge Auffassung von Materialismus besitzt. Er

wirft ihm so ziemlich alle gängigen Klischees vor- Utilitarismus, Roduktionismus, Vor neinung ideeller Werte, Verachtung der Moral, Leugnung des Einzelmenschen, vulgär ökonomischer Schematismus. Damit versperrt er sich den Zugang zum Verständnis der fruchtbaren Elemente der materialistischen Gesellschaftsanalyse, die den Ein-

fluß ökonomischer Verhältnisse und Prozesse auf die Gesellschaft berücksichtigt. Mit scharfen Worten grenzt sich der Autor vom Postmodernismus ab. Er erklärt ihn für vernunftfeindlich und gegen emanzipatorische Bestrebungen gerichtet. Zustimmen kann man der Kritik an dorn esoterischen Jargon, den die Postmodernisten pflegen und der ihr dünkelhaftes elitäres Gehabe kennzeichnet. Im allgemeinen berechtigte Kritik übt Sana an den Intellektuellen in der gegenwärtigen bürgerlichen Gesellschaft, da sie sich von den Massen und ihren Nöten ab-

schotten und eine vorgeblich repressionsfreio Kommunikation - die es in Wahrheit nicht gibt - kultivieren.

Sana bekennt sich zur Macht des Guten in der Geschichte- - trotz dem entgegenstehender realer Erfahrungen. Eine neue Erziehungskultur, die Umformung des geistigen Antlitzes des Menschen hält er für eine wesentliche Voraussetzung der Überwindung der bedrük kenden Verhältnisse des Kapitalismus, womit er einen achtungsgebietenden Hinweis auf die Verwirklichung einer neuen humanen Weltordnung gibt.

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