Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Achterbahn der Gefühle

  • Jörg Staude
  • Lesedauer: 2 Min.

Arbeitslose leben gemeinhin in einer Achterbahn der Gefühle. Wer bis zum Vorstellungsgespräch vordringt, wähnt sich fast im siebten Himmel. Um so grausamer folgt nach der Ablehnung der Absturz. Wer sich zu den Langzeitarbeitslosen rechnen muß, empfindet eine ABM-Stelle schon als Glück.

Auf der Klaviatur solcher Gefühle zu spielen, verstehen viele Politiker meisterhaft. Die Konservativ-Liberalen eher nach dem Motto: Erstmal muß es (den Arbeitslosen) schlechter gehen, damit es besser werden kann. Die Kraft dieser Botschaft begann zu erlahmen, als trotz allen Schlechtergehens die Arbeitslosenzahlen partout nicht sinken wollten.

Vor der Sprengkraft enttäuschter Hoffnungen nehmen sich inzwischen auch die neuen Regierenden von der SPD in acht.

Vor Wochenfrist noch versuchte Riester, die Bevölkerung an erneut steigende Erwerbslosenzahlen zu gewöhnen und auf das kommende Bündnis für Arbeit zu vertrösten - nun korrigierte man sich: Schnellstmöglich soll 100 000 Jugendlichen eine neue Beschäftigung gegeben werden.

Das ist zweifellos ein Signal der Hoffnung, daß nun nicht mehr nur geredet, sondern auch gehandelt wird. Daß die arbeitsmarktpolitische Abstinenz des Staates beendet ist. Dieser Politikwechsel ist um so dringlicher, weil die Weltwirtschaft in eine rasende Talfahrt hineinschlittert und auch die Bundesrepublik davon nicht verschont werden wird. Unter diesen Umständen tun die Arbeitsloseninitiativen, gut daran, die Politik weiter unter Druck zu setzen - zu verlockend ist es, die Zwänge des Marktes für Arbeitslosigkeit verantwortlich zu machen.

Millionen neuer Arbeitsplätze zu schaffen und wieder der Vollbeschäftigung nahezukommen, ist allerdings eines der schwierigsten Reformprojekte überhaupt. Das wird nicht nur Jahre dauern, sondern auch mit Rückschlägen, neuerlichen Hoffnungen und Enttäuschungen verbunden sein. Die Gefühle werden weiter Achterbahn fahren.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal