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Ein Kandidat zuviel

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Bisher stehen fünf Kandidaten für vier Stellvertreter-Posten auf der Bewerberliste. Relativ sicher kann sich Angela Merkel wähnen. Sie erfüllt gleich drei Kriterien: ostdeutsch, weiblich, relativ jung. Nach den Regeln der CDU muß sich eine Frau unter den vier Stellvertretern befinden. Daß künftig nur noch eine Ostdeutsche in der Parteispitze sein soll, weist auf den rapiden Stimmenschwund in diesen Landesverbänden. Der zweite Vize aus dem Osten, Christoph Bergner, verzichtete nach zwei Wahlniederlagen auf eine erneute Kandidatur

Der langjährige Arbeitsminister Norbert Blüm weiß den mitgliederstarken Landesverband Nordrhein-Westfalen und die CDU-Sozialausschüsse hinter sich. Gerade der linke Flügel fordert, wieder stärker auf die sogenannten Arbeitnehmer und die Gewerkschaften Rücksicht zu nehmen. Erwin Teufel, eine weiterer Kandidat, regiert im ebenfalls mitgliederstarken Baden-Württemberg. Er wäre der einzige Ministerpräsident unter den Vizechefs der CDU

In solcher Lage wird es auf dem Bonner Parteitag am 7 November vermutlich eine Kampfabstimmung zwischen Volker Rühe und Christian Wulff geben. Der noch amtierende Verteidigungsminister dürfte es dabei schwer haben, die zweite Kraft hinter Schäuble zu werden. Ihn unterstützt offiziell bisher nur der schwache Landesverband Hamburg. Gerade die Hamburger CDU-Leute fordern einen Generationswechsel, sie müßten nach solcher Logik gegen Rühe stimmen.

Rühe wollte übrigens schon einmal Stellvertreter werden, der von Kohl. Als er vor den Wahlen von 1994 auf die Idee kam, sich im Bonner Presseclub als nächster Kanzler vorzustellen, ließ ihn Kohl auf dem folgenden Parteitag in Düsseldorf prompt durchfallen. Seither gilt Rühes Stellung in der CDU als geschwächt.

Der niedersächsische Landesvorsitzende Christian Wulff gehört wie Angela Merkel zu den jüngeren Leuten, die das Durchschnittsalter des Präsidiums senken könnten. Wenn es ihm gelingt, die Stimmen der Hessen und von weiteren

Landesverbänden zu bekommen, könnte er gegen Rühe gewinnen. Allerdings haftet Wulff der Makel an, daß er gleich zwei Wahlen ganz klar gegen Gerhard Schröder (SPD) verloren hat.

Für die übrigen sieben Plätze im Präsidium bewarben sich bisher elf Kandidaten. Überraschend fehlt mit Jürgen Rüttgers einer aus der bisherigen Prominenz. Gleich drei Ostdeutsche kandidieren für die sieben Plätze, darunter Rainer Eppelmann aus dem mit Abstand schlechtesten Landesverband Brandenburg als Vertreter der Sozialausschüsse. Aus Sachsen wurde der als Bundestagabgeordneter direkt gewählte Arnold Vaatz nominiert. Aus Thüringen kommt die Wahlkreisverliererin Claudia Nolte. Mit Matthias Wissmann bewirbt sich ein weiterer noch drei Wochen amtierender Minister für das Präsidium. Die Frauenunioh nominierte Rita Süssmuth, bisher Präsidentin des Bundestages.

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