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Bahn-Köpfe

Personalkarussell beim Bundesunternehmen Von Jörg Staude

  • Lesedauer: 2 Min.

Als »Abstellbahnhof für abgehalfterte Regierungspolitiker« sei die Deutsche Bahn (DB) AG von der Kohl-Regierung . mißbraucht worden, hatte die Opposition Monate vor der Wahl kritisiert. Nun will die rot-grüne Koalition einiges aus dem Abstellbahnhof ausrangieren.

Prominenteste Opfer des zu erwartenden Personalschnitts bei der Deutschen Bahn AG sind allem Anschein nach der Vorstandsvorsitzende Joriannes Ludewig sowie der Vorstand für den Fernverkehr, Axel Nawrocki. Der Wechsel Nawrockis, des einst skandalumwitterten Olympia-Beauftragten des Berliner Senats und Chefs der dortigen S-Bahn, in die DB-Spitze war als Wegloben eines eigentlich Unfähigen empfunden worden. Daß Ludewig bei einem Machtwechsel zu Rot-Grün auch zur Disposition stehen würde, war zu erwarten. Nach seinem Job als Ost-Beauftragter der Kohl-Regierung war er Bahnchef »von Kanzlers Gnaden« geworden.

Daß ein Personalschnitt bevorsteht, kündigte der bündnisgrüne und wieder in den Bundestag gewählte Bahnexperte Albert Schmidt an. Schmidt stört sich aber weniger, wie er gegenüber ND sagte, am Parteibuch von Ludewig als an dessen unternehmerischen Fehlentscheidungen. Ludewig habe die Bahn in das Transrapid-Abenteuer hineingezogen und sich für die völlig unrentable ICE-Trasse durch den Thüringer Wald eingesetzt. Zudem kreidet Schmidt dem DB-Chef fehlende »Opposition« an. Ludewig habe nicht die Alarmglocken schrillen lassen, als klar wurde, daß die DB durch schlechte verkehrspolitische Rahmenbedingungen in die Pleite getrieben wird.

Auch bei Aufsichtsrat und Vorstand der DB hat Ludewig offenbar keinen Rückhalt mehr Er führte die Bahn weiter wie ein Beamter, war nicht der Mann, der das Ruder herumreißen konnte, heißt es. Klar ist auch, daß ein Auswechseln der Köpfe nicht' ausreicht, um die Bahn AG zu altem Glanz zurückzubringen. Dazu müßten auch Bahn- und Verkehrspolitik grundlegend geändert werden. Doch dafür gibt es im Zuge der rot-grünen Koalitionsverhandlungen bislang wenig Anzeichen. Albert Schmidt bestätigte, daß der Zuschnitt des Verkehrsministeriums noch »völlig in der Schwebe ist«. Er präferiert eine Zusammenlegung mit Bau und Raumordnung zu einem Infrastruktur-Ministerium. Als Minister werden hier SPD-Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering oder der Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, gehandelt. Möglich ist auch eine Kombination von Verkehr mit Forschung und Technologie. In dem Fall würde die Bildungsexpertin Edelgard Bulmahn (SPD) oberste Verkehrslenkerin werden. Fachlich keine günstige Konstellation.

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