• Politik
  • Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt dokumentieren ihre schwierige Beziehung

»Jedem seine Narben«

Von Klaus Beilin

Den letzten Brief schrieb Dürrenmatt. Er überlegte lange, probierte Sätze und Wendungen, verwarf sie wieder, fing von neuem an und malte, als es endlich geschafft war, seinen Gruß zu Frischs 75 Geburtstag sorgfältig in Druckbuchstaben auf ein Blatt Papier Der Text, versehen mit dem Datum 11.5 86, füllte genau eine Seite. »Lieber Max«, schrieb er, »es war für Dich einst ein Problem, dass ich zehn Jahre jünger bin als Du. Das spielt jetzt keine Rolle. Unserer beider Rutschbahn, im Nichts endend, die wir noch hinunterzuschlittern haben, ist ungefähr gleich lang. Wenn wir schon beide ältere Herren geworden sind, eine Tatsache die, dass sie einmal eintreten konnte, ich nie ins Auge gefasst habe, so weiss ich nicht, ob wir einander kondolieren oder gratulieren sollen. Wie es auch sei, wir haben uns beide wacker auseinander befreundet. Ich habe dich in Vielem bewundert, Du hast mich in Vielem verwundert und verwundet haben wi...


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