nd-aktuell.de / 08.10.1998 / Politik / Seite 17

Keine Troika

Klaus J. Herrmann

Böger, Momper, Strieder diese drei SPD-Mannen machen noch lange keine Troika. Höchstens bilden sie ein Trio. Davon will sich bislang nur jeder allein auf den Weg ins Rote Rathaus machen. Eine Troika zieht aber den Schlitten gemeinsam in die gleiche Richtung. Erfahrungen damit haben die Sozialdemokraten ja genug.

Bei der Berliner SPD setzt aber jeder schon die Wegzeichen anders. Urwahl tönt das eine Gremium, Nach-

denken ein anderes und Ablehnung ein weiteres. Eine Absage wäre allerdings nach dem Willen von 10 Prozent der Mitglieder wieder aufzuheben. Chancen bemessen sich derzeit also weniger nach Kandidaten, sondern nach möglichen Verfahren. Böger erfolgreich eher ohne Urwahl, Momper eher mit. Und Strieder?

Zu den Namen werden nur vage Richtungen gefügt. Böger eher Rechts, Strieder wohl Links und Momper vielleicht Mitte? Programme jedenfalls liegen nicht vor Profil wurde zudem in der großen Koalition verschlissen. Auch gingen die Wirkungen der Bundestagswahl über die hauptstädtische SPD als Steppensturm hinweg - oben wirbelte alles, unten blieb es ganz ruhig.

Allein den Willen zum personellen Wechsel im Roten Rathaus hat die SPD bis-

her erkennen lassen - aber ordentlich zum gesetzten Wahltermin. Bis dahin sichert sie im Verbund mit der CDU, was sie ohnehin schon hat. Das macht kaum dynamischen Eindruck und weckt zudem Verdacht, sie wolle bei den 99er Berliner Wahlen den eigenen Stühlen lediglich einige weitere hinzufügen.

Dafür ist der günstigste Zeitpunkt aber vielleicht schon verpaßt. Die SPD hat am 27 September das wohl höchste Ergebnis im Vergleich zu vielen kommenden Jahren eingefahren. Besser als die in sie gesetzten Erwartungen kann sie einfach nicht werden. Deshalb auch läßt der Rückenwind nach. Den brauchte eine Troika aber nicht so sehr Sie zeichnet sich ja vor allem durch ein starkes Zugpferd und eben vereinte Zugkraft aus - wenn man sie denn hätte.