nd-aktuell.de / 08.10.1998 / Politik / Seite 19

Das große »Lalula«

Simone Schmollack

Das einzige Theater, das damit wirbt, keinen Eintritt zu verlangen, wartet am Wochenende mit einem äußerst amüsanten Programm auf: »Klassiker des Kabaretts« heißt der Solo-Abend von und mit Frank-Burkhard Habel im Zimmertheater Karlshorst. Der 40jährige Filmhistoriker und Theaterfanatiker, der auch in anderen Stücken auf der kleinen Zimmerbühne steht, hat seine Lieblingsautoren Kurt

Tucholsky,,.. .Christian Morgenstern, Joachim Ringel-1 natz'und Erich Kästner 1 zu 1 ' sammengestellt und trägt deren beste Stücke dem Publikum vor Dieses bleibt zwar recht klein bemessen - das Zimmertheater faßt gerade mal etwa 40 Zuschauer Aber dafür dürfen diejenigen, die rechtzeitig da sind, bequem und bei Wein und Knabberspaß miterleben, wie sich Erwachsene um Tucholskys Frage »Woher kommen die Löcher im Käse« drücken oder Ringelnatz' »Rotkäppchen« Großmutter und Wolf verschlingt. Das Zimmertheater hat sich dem Salontheater verschrieben.

Besondere Freude hat »FB«, wie der Autor mehrerer Bücher über Filmgeschichte in Fachkreisen und unter Freunden auch ge-

nannt wird, am Vortragen von Morgensterns großartigem ''Buchstaben- und Sprachrhythmusspiel »Das große Lalula«. Auch schummelt der Interpret unbemerkt zu manchem Vers eigene Zeilen hinzu. Denn auch Dichten ist eine Kunst, die »FB« nicht unorschlossen blieb.

Damit die Zuhörerschaft mit den Kabarett-Klassikern nicht allein gelassen wird, liefert Habel persönliche Daten, Lebensgeschichten und Anekdoten aus dem Leben der Autoren dazu. Martin Clausens reichert das Programm mit akustischen Zutaten auf Klavier und Saxophon an.