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ms Armee will zurück in die politische Arena

Hintergrund ist die vielschichtige politische Krise Von Hilmar König, Delhi

  • Lesedauer: 2 Min.

Mit dem Rücktritt von Armeechef General Jehangir Karamat Mitte der Woche erhielt die ohnehin vielschichtige Krise in Pakistan eine zusätzliche Facette.

Ministerpräsident Nawaz Sharif ist wahrlich nicht zu beneiden. An allen Ecken und Enden des Landes knirscht es. In Karatschi, der Hauptstadt der Provinz Sindh, sterben im Kugelhagel rivalisierender ethnischer und religiöser Gruppen täglich Dutzende Menschen. Der chronisch kranken Wirtschaft Pakistans droht nach den Sanktionen des Westens als Folge der Nukleartests vom Mai der Atem völlig auszugehen. Die islamischen Fundamentalisten setzen den Premier unter Druck, er solle »die Lehren des Koran zum obersten Gesetz für das Lar^d proklamieren«. Die Dauerfehde zwischen Sunniten und Schiiten nimmt immer wieder gewalttätige Formen an. Gegen den Regierungschef selbst wie auch gegen die Oppositionsführerin Benazir Bhutto liegen bei Gericht Klagen wegen Korruption und »Anhäufung unangemessenen Reichtums« vor

Vor diesem Hintergrund meldete sich Armeechef General Jehangir Karamat, der als »politisch nicht ambitiös« gilt, warnend zu Wort. Am Wochenbeginn sprach er sich für die Bildung eines Na-

tionalen Sicherheitsrates aus. Seine Begründung: »Wir können uns die zersetzenden Auswirkungen von polarisierenden Fehden und unsicheren politischen Aktionen nicht leisten.« Der Sicherheitsrat ist keine neue Idee, aber angesichts der Krise aus Sicht des Militärs ein unabdingbarer Schritt. Da die Obristen das Land 25 Jahre diktatorisch regierten, läuteten in demokratischen Kreisen des Landes freilich die Alarmglocken.

Die Opposition, allen voran Benazir Bhutto, die Vorsitzende der Pakistanischen Volkspartei, begrüßte indes die Erklärung des Chefs der Streitkräfte. Ihr Parteifreund Navid Khamar bewertete sie als »letzte Warnung an den Premier« und betonte: »Die Regierung ist für eine Eskalation des religiösen Fanatismus und für das schlechte Management der Wirtschaft, besonders nach den Nukleartests, verantwortlich.«

General Karamat fühlte sich offenkundig völlig mißverstanden und trat am Mittwoch von seinem Posten zurück, was beispiellos in der Geschichte Pakistans ist. In seinem Rücktrittsschreiben begründete er seinen Entschluß damit, daß ihn »die unnötige Debatte« bekümmere, die sein Vorschlag zur Bildung des Nationalen Sicherheitsrates ausgelöst hat. Nawaz Sharif nahm das Gesuch sofort an und ernannte Generalleutnant Pervaiz Musharraf zum neuen Armeechef. Freilich löst er damit keines der brennenden Probleme Pakistans.

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