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Schädigungen bewußt in Kauf genommen

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Prof. Norbert Rietbrock, von 1977 bis 1997 Lehrstuhlinhaber für Klinische Pharmakologie in Frankfurt (Main), der 1992 im »Fall Krabbe« und jetzt im Berliner Doping-Pilotprozeß als Gutachter angerufen wurde, verneint einen »ge-

sunden Hochleistungssport« mit dem Hinweis, »weil der Hochleistungssport so angelegt ist, daß der Körper dadurch geschädigt wird«. Der Athlet gehe über eine bestimmte Leistungsgrenze hinweg »unter anderem mit Hilfe von Arzneimitteln. Aber es gibt keine gesundheitsverträglichen Mittel. Der Hochleistungssport nimmt eine Schädigung des Organismus bewußt in Kauf, und wer dann noch Medikamente zur Leistungssteigerung zu sich nimmt, vergrößert das Risiko.«

Der Pharmakologe vertritt allerdings die Auffassung, daß Herzerkrankungen durch Anabolikamißbrauch nicht nachweisbar seien, weil alle Nebenwirkungen bei der Einnahme von Anabolika bislang nicht systematisch untersucht wurden. Als Begründung führt er an: »Es gibt nur wenige Fallbeschreibungen verstorbener Sportler weltweit, daß offensichtlich Anabolika das Herz-Kreislauf-System krankhaft verändert haben. Noch viel weniger wissen wir über die Folgewirkungen nach der Einnahme von Wachstumshormonen oder EPO. Es ist also eine reine Hypothese, daraus auf einen Kausalzusammenhang zu schließen.«

Prof. Rietbrock sieht als zwingende Konsequenz aus der Frage nach den »plötzlichen Todesfällen« im Spitzensport. »Notwendig wäre, alle Leistungssportler zu verpflichten, sich einmal im Jahr internistisch-kardiologisch untersuchen zu lassen, um lebensgefährliche Schädigungen frühzeitig zu erkennen.«

Der »plötzliche Tod« geht um. Und die Karawane zieht weiter, getrieben von Sponsoren, gedrängt von unverantwortlichen Sportmedizinern, korrumpiert vom Geld.

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