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Acker, Exerzierplatz und Luftdrehkreuz

Flughafen Tempelhof feiert 75. Jahrestag Von Karla Nilson

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Flughafen Tempelhof feiert seinen 75. Jahrestag. Am Wochenende lädt die Berlin Brandenburg Flughafenholding die Berliner zu einem Fest mit Unterhaltungsprogramm, Markttreiben, Tombola, Rundflügen, Führungen durch das Gebäude und sogar die Katakomben ein. Der »Zentralflughafen« gilt als ältester noch in Betrieb befindlicher Flughafen der Welt.

Tempelhofer Bauern hatten einst das Feld beackert. Ihre Proteste halfen nichts, als 1720 Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. einen Exerzierplatz wollte. Da durften seine Untertanen durch den märkischen Matsch robben. Die ersten militärischen Luftschiffer besetzten den Feldrand nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, das erste Motorflugzeug startete hier 1909 Am 8. Oktober 1923

wurde der weltweit erste Flughafen eröffnet - mit zwei Holzschuppen und einem Stationshäuschen. Die erste Piste wurde erst später angelegt. Gerade 100 Starts und Landungen auf innerdeutschen Linien erlebte das erste Betriebsjahr. In Tempelhof wurden erstmals auch nachts Passagiere geflogen. Schon Ende der 20er Jahre wurden über 20 000 Flugbewegungen mit 41 000 Passagieren im Jahr gezählt “Tempelhof war; bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, ein europäisches Luftdrehkreuz. 1927/28 entstand das Flughafengebäude, das später von den Nazis auf die gigantische Länge von fast 1300 Metern mit 9000 Büroräumen erweitert wurde. Im Krieg nur wenig zerstört, gilt es noch heute als größter Gebäudekomplex Europas.

1945 übernahm die Rote Armee den Flugplatz, übergab ihn aber schon im Juli den Amerikanern, die ihn bis 1993 in der Hand hatten. Auf ihrem Militärflug-

hafen landete am 18. Mai 1946 wieder die erste Zivilmaschine. In die Schlagzeilen der Weltpresse kam Tempelhof während der Blockade 1948/49 als Basis der »Rosinenbomber«. Schon 1954 hatte Tempelhof nach London und Paris den dritten Platz in Europa eingenommen. Damit war Schluß, als Tegel 1974 in Betrieb ging. Nach dem Mauerfall erwachte der City-Airport zu neuem Leben, zumal Tegels Kapazitäten schnell erschöpft waren. Regionallinien, Lufttaxis, Rundflugund Geschäftsunternehmen, auch internationale Liniengesellschaften siedelten sich auf dem heute 400 Hektar großen Areal an. Doch die Passagierzahlen nehmen wieder ab, im letzten Jahr waren es nur 878 000.

Gerade mal ein Viertel des monumentalen Gebäudebogens mit seinen 300 000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche, hat heute mit 4em .BMgverkehr ( zu tun. Den Rest teilen sich Mieter, u.a. Polizeipräsidium und Show-Veranstalter. Ist der neue Großflughafen Schönefeld weitgehend fertig, soll der seit 1995 uhter Denkmalschutz stehende Veteran aller Flughäfen sanft entschlafen. Etwa im Jahr 2002 können die anwohnenden Bürgerinitiativen aufatmen. Die Geschäftsleute im Umfeld sehen dem Tag mit Bangen entgegen. Und die Politik laviert noch ein bißchen.

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