Heute abend um 23 Uhr wird der erste Teil eines zweiteiligen Features über den ehemaligen HVA-Chef Markus Wolf im Norddeutschen Rundfunk (NDR) ausgestrahlt. Titel: »Der Mann ohne Gesicht - die steile Karriere des Markus Wolf«. Nichts ungewöhnliches, möchte man meinen. Nicht jedoch für den Porträtierten. Am Freitag erwirkte er vor dem Landgericht eine einstweilige Verfügung, nach der er das Recht besitzt, Aufnahmen vorab zu sehen, was ihm bislang jedoch verweigert wurde.
Autor des Features ist Lew Hohmann, der bereits das Leben von Wolfs Bruder Konrad sowie von beider Vater Friedrich verfilmte. Hans-Helmut Euler, Geschäftsführer der Produktionsfirma Tele-Potsdam, äußerte sich auf ND-Nachfrage verwundert, über das Verhalten Markus Wolfs. Filmautor und Porträtierter würden sich schon seit Jahren kennen. »Der Film ist gerade wegen der guten Bekanntschaft zwischen den beiden entstanden.« Eine vertragliche Verpflichtung, die jeweils 45 Minuten langen Filme Markus Wolf vorab zu zeigen, gebe es nicht. Schließlich sei er eine Person der
Zeitgeschichte und nicht irgendeine Privatperson. »Die Zeiten der Vorabnahme von Filmen sind Gott sei Dank vorbei.«
Der Mann, um den sich alles dreht, zeigte sich gestern enttäuscht über das Verhalten der Produktionsfirma. »Es ist ja kein Film über mich, sondern einer, der mit mir entstanden ist«, meinte Markus Wolf gegenüber ND. Schließlich habe er z. B. zahlreiche Fotos und Unterlagen zur Verfügung gestellt. Da sei es einfach eine Frage des Anstands, daß er den Film auch vorher zu sehen bekomme. Seiner Ansicht nach hat Tele-Potsdam das auch vertraglich zugesichert. Als Unsinn bezeichnete er den Vorwurf, er wolle Zensur ausüben. Sollte sich herausstellen, daß der Film in seine Persönlichkeitsrechte eingreife, behalte er sich weitere Schritte vor »Ich hoffe aber, daß es dazu nicht kommen muß«, meinte Wolf.
Die Ausstrahlung des Films kann er allerdings nicht mehr verhindern. Beim NDR sieht man sich im Recht. »Der Film wird ausgestrahlt«, erklärte die Sprecherin des Senders, Iris Bents. Die Sache sei ein Streit zwischen der Produktionsfirma und Herrn Wolf.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/742905.persoenliches-recht-oder-zensur.html