nd-aktuell.de / 14.07.2005 / Wirtschaft und Umwelt

Hamburger Alu-Werk wird geschlossen

Vermittlungsgespräche blieben ohne Ergebnis

Andreas Grünwald, Hamburg
Schock und Bestürzung herrschen bei den Mitarbeitern der Aluhütten in Hamburg und Stade. Die Schließung wurde jetzt endgültig beschlossen.
Im Hamburger Aluminiumwerk (HAW) verlieren Ende dieses Jahres 450 Mitarbeiter ihre Arbeit, in Stade Ende nächsten Jahres 420 Mitarbeiter. Umstritten ist insbesondere die Schließung des hochmodernen Hamburger Werks. Die Gesellschafter um Norsk Hydro begründeten ihren Entschluss mit erhöhten Energiekosten, die keine profitable Produktion mehr erlauben. Daher konzentrierten sich die von Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) angekurbelten Vermittlungsgespräche auf den Stromlieferanten, die Hamburgischen Elektrizitätswerke (HEW). Am Dienstagabend musste Uldall aber das Scheitern der Gespräche einräumen. Zuvor hatte Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz Dieck mitgeteilt, dass 300 Entlassungen bereits ausgesprochen seien. Geschlossen werden in Hamburg die Schmelzhütte und die Anodenfabrik. Über die Gießerei mit 130 Beschäftigten werde noch entschieden, hieß es aus der Norsk-Hydro-Zentrale in Norwegen. Bei einer Schließung wäre auch das benachbarte Walzwerk mit 500 Mitarbeitern in Bedrängnis. Schon jetzt sind 1000 Arbeitsplätze in Zuliefererbetrieben betroffen. Uldall hatte vorgeschlagen, die gegenwärtig günstigen Stromtarife bis Mitte 2006 zu verlängern. Die Vattenfall-Tochter HEW wollte dies aber nur im Falle einer zweijährigen Bestandsgarantie für das Alu-Werk gewähren, in deren Verlauf dann der normale Strompreis hätte gezahlt werden müssen. Die Aluminium-Gesellschafter beharrten jedoch auf einen mehrjährigen Liefervertrag mit Preisen unter 30 Euro pro Megawattstunde. HAW-Geschäftsführer Amadeus Hajek verwies auf Erzeugerpreise von nur 21 Euro. Er kritisierte, im Stromsektor habe sich ein Oligopol gebildet, das mit Gewinnmargen von 50 Prozent Arbeitsplätze gefährde. Stromlieferant HEW entgegnete, an der Leipziger Strombörse werde die Megawattstunde mit 40 Euro gehandelt. Ähnlich unterschiedlich sind auch die Interpretationen zur Stilllegung. Wirtschaftssenator Uldall sieht als Hauptgrund die überhöhten Energiekosten, für die er grüne Politik verantwortlich machte. Zudem kündigte er nach einer CDU-Regierungsübernahme in Berlin Änderungen in der Energiepolitik an. Dagegen meinen Branchenkenner, die Schließung sei wegen der beabsichtigten Produktionszentralisierung bei Hydro längst beschlossene Sache. So werde im Emirat Katar ein neues Alu-Werk mit einem Produktionsvolumen von 570 000 Tonnen Primäraluminium errichtet, das in etwa der Gesamtkapazität der fünf deutschen Standorte entspricht. Die Betriebsstilllegungen seien längst über hohe Sonderabschreibungen vorbereitet. Angesichts dessen blieb auch die Bitte von Betriebsratschef Dieck ungehört, Produktionsstilllegungen angesichts von einer Milliarde Euro Gewinn, die in dreißigjähriger Produktion allein in Hamburg erwirtschaft worden seien, zunächst zu verschieben.