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Ein Bild des Opfers: der algerische Asylbewerber Omar ben Noui / Kerzen am Hauseingang, in dem der 28jährige starb Von Jan-Cesar Woicke, Guben

  • Lesedauer: 2 Min.

Im brandenburgischen Guben ist ein Algerier nach einer Hetzjagd rechtsradikaler Jugendlicher ums Leben gekommen. Der 28jährige Omar ben Noui hatte sich in der Nacht zum Sonnabend auf der Flucht so schwer verletzt, daß er verblutete, teilte die Staatsanwaltschaft Cottbus mit. Gegen zwei 17jährige Männer wurden Haftbefehle erlassen.

Über 400 Menschen folgten gestern dem Aufruf des Gubener Bürgermeisters Gottfried Hain, mit einer Mahnwache am Ort des Geschehens des zu Tode gejagten Asylbewerbers zu gedenken. Unter ihnen waren zahlreiche Ausländer mit ihren Familien und etwa 250 antifaschistische und autonome Demonstranten aus Berlin und Brandenburg. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sprach von einem »schwarzen Tag nicht nur für Guben, sondern für ganz Deutschland«. »Was

tun?« fragte Stolpe, der offenbar ebenso ratlos war wie sein Innenminister Alwin Ziel (ebenfalls SPD).

Nach ND-Recherchen müssen sich am frühen Sonnabend morgen schreckliche Szenen in der nahe Cottbus gelegenen Stadt abgespielt haben: Zusammen mit seinem ebenfalls algerischen Freund hatte der 28jährige Omar ben Noui versucht, seinen Häschern gegen 4.50 Uhr durch Flucht in den Hausflur in der Hugo-Jentsch-Straße 14 zu entkommen. Da die Haustür des Plattenbaus verschlossen war, tr£t er offenbar in Todesangst die untere Scheibe ein. Dabei erlitt er eine acht Zentimeter tiefe Schnittwunde, wie es im Obduktionsbericht heißt. Die Schlagader in der rechten Kniekehle wurde dabei durchtrennt. Seinem Freund soll er noch zugerufen haben: Lauf alleine weiter, ich blute zu stark. Als ein Hausbewohner nach fünf Minuten hinzukam, war Ben Noui bereits bewußtlos, wie ND von einem Augenzeugen erfuhr. Wiederbelebungsversuche sowohl des Hausbewohners als auch des herbeigerufenen Notarztes blieben erfolglos. Der Auslän-

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