Tausend Jahre auf hundert Seiten

Die Geschichte der Kunst in Polen gehört in Deutschland leider nicht zur Allgemeinbildung, nicht einmal bei fachlich Interessierten. Die geografische Nachbarschaft hat da nichts genützt. Mannigfaches historisches Unheil bis in jüngste Vergangenheit war stärker. Jedes ernsthafte Bemühen, daran etwas zu ändern, verdient Lob.

Das gilt für ein Buch des in England lehrenden deutschen Kunsthistorikers Stefan Muthesius, dem seine polnische Frau mit ihren Kenntnissen zur Seite stand. Er riskierte den Versuch, tausend Jahre auf gut hundert Seiten zu behandeln. Obendrein liefert er einen Abriß der polnischen Kunstgeschichtsschreibung und ihrer Institutionen sowie der deutschen Beschäftigung mit der Kunst in Polen.

Muthesius wählte das als Einstieg in seine Darstellung, weil er so mindestens drei fundamentale und brisante Probleme seines Gegenstandes von Anfang an gut ins Blickfeld rücken konnte.

Das erste ist die Frage nach der etwaigen national...