nd-aktuell.de / 24.03.1999 / Kultur / Seite 23

Der lila Winkel

Yolanta Schielmann

Mitglieder der »Zeugen Jehovas« (bzw »Ernste Bibelforscher«) wurden in KZ verschleppt, weitere 7000 in Zuchthäuser und Gefängnisse. Auch die Familie Kusserow wurde auseinandergerissen und in die verschiedenen Lager und Haftanstalten bzw - die Jüngsten, darunter der Autor - in NS-Erziehungsanstalten eingewiesen.

Hans-Werner Kusserow: Der lila Winkel. Die Familie Kusserow - Zeugen Jehovas unter der Nazidiktatur. Pahl-Rugenstein Verlag, Bonn. 311 S., geb., 38 DM.

Der Autor beginnt seinen Bericht mit der Schilderung harmonischen Familienlebens vor dem 30. Januar 1933 in

Bad Lippspringe, einem Kurort mit 5000 Einwohnern. Die Kusserows lebten in einem Haus mit Garten, wo sie ihr eigenes Obst und Gemüse ernteten, Schweine, Ziegen, Kaninchen, Hühner hielten. Abends wurde gemeinsam musiziert, gemalt, gestrickt, diskutiert. Plötzlich wurde das Familienglück zerstört: Hausdurchsuchungen, Aus-

Weibliche Homosexualität war im Gegensatz zur männlichen jedoch weniger verfolgt, was sich mit den Geschlechterverhältnissen bzw der NS-Frauenpolitik erklärt. Aufgrund der untergeordneten Stellung von Frauen im gesellschaftlichen Leben des Nazistaates galt “deren »abnormes« Verhalten noch eher als »sozial ungefährlich«. Zudem gab es ausreichende Kontrollmechanismen und andere Mittel im familiären, politischen und rechtlichen Bereich, um normabweichendes Verhalten von Frauen zu vertuschen.

Für die Opfer gab es bis in die 90er Jahre weder eine ideelle noch eine finanzielle Entschädigung. In der Bundesrepublik wie in der DDR. aber auch in Österreich waren sie nicht gleichberechtigt anderen Opfergruppen in der NS-Zeit anerkannt.

grenzung, Überwachung und erste Gefängnishaft des Vaters. 1940 wird der erste Bruder des Buchautors, Wilhelm, 1942 der zweite, Wolfgang,

wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet.

»Den Nazis ist es zwar gelungen, die Familie auseinanderzureißen, Gefängnis, KZ und zwei Todesurteile zu