nd-aktuell.de / 03.09.2005 / Brandenburg
Die Schönen und der Homeyer
Bundestagswahlkreis 59: Märkisch-Oderland und Barnim II
Andreas Fritsche
Zum Bundestagswahlkreis 59 gehören der Landkreis Märkisch-Oderland und vom südlichen Barnim-Kreis die Städte und Gemeinden Bernau, Panketal, Ahrensfelde, Wandlitz und Werneuchen sowie das Amt Biesenthal-Barnim.
Im Wahlkreis liegt die Ortschaft Bleyen-Genschmar, die schon mit der wahrscheinlich höchsten Arbeitslosenquote in Deutschland Schlagzeilen machte.
Während Orte am Rand Berlins wachsen, entleert sich Richtung polnische Grenze die Gegend.
Der Bernauer Amtsrichter Andreas Müller hat es 2002 nicht geschafft, als PDS-Kandidat Petra Bierwith von der SPD bei der Bundestagswahl zu bezwingen. Berit Czopp hat es 1998 nicht geschafft. Aber Dagmar Enkelmann kann es schaffen. Sie hat das Zeug dazu und die Situation ist günstig. Die Fraktionschefin der Linkspartei. PDS im Landtag könnte Bierwirth vielleicht überholen. Enkelmanns Vorteil: Sie hat das bekannteste Gesicht aller Direktkandidaten im Wahlkreis - bekannter als das des ehemaligen CDU-Fraktionsgeschäftsführers im Landtag, Dierk Homeyer, und schöner sowieso. Der könnte als Offizier in der PDS-Hochburg Strausberg, wo so viele frühere Militärs wohnen, vielleicht Punkte sammeln, wenn er bei der Nationalen Volksarmee gewesen wäre. Homeyer diente aber in der Bundeswehr. Er ist ein Westler, Enkelmann ist von hier. Enkelmanns Angehörige leben bis heute in Strausberg, sie wohnt länger in Bernau als Homeyer in Waldsieversdorf. Möglicherweise ist bei den Sozialisten niemand so nah dran, seinen Wahlkreis zu gewinnen, wie Dagmar Enkelmann. Kochend auf Marktplätzen, bei Auftritten mit Jazz, Lyrik und Prosa, kämpft sie darum. Dabei hat sie es gar nicht nötig. Mit Platz 2 auf der Landesliste ist ihr Einzug ins Berliner Parlament wohl sicher. Dabei gefällt der Frau die Bundeshauptstadt so ganz und gar nicht. Der Satz, dass Schönste an Berlin seien die Bahnhöfe, weil man von ihnen aus schnell wieder aus der Stadt wegkommt, könnte von ihr stammen, schreibt Enkelmann in ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Buch »Mein Brandenburg«. Sie sei nun einmal eine Randberliner Landpflanze. Drin gewesen im Bundestag ist die Politikerin schon, von 1990 bis 1998, als man noch in Bonn tagte. Bierwirth - die auf Plakaten auattraktiv wirkt - gehört im Bundestag dem Umweltausschuss an und zählt zu ihren Schwerpunkten die so umstrittene Abwasserfrage. Auch Enkelmann befasste sich im Landtag mit Umweltpolitik, bevor sie zur Fraktionschefin aufstieg. Als die Sozialisten am 19. August ihre Kampagne eröffneten, wehten auf dem Marktplatz in Bernau auch Fahnen der Deutschen Kommunisten Partei (DKP). Die Kommunisten verzichteten darauf, eigene Kandidaten aufzustellen. Man unterstütze die Ziele von PDS und Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit, heißt es in einer Erklärung, unterschrieben von der DKP-Landesvorsitzenden Brigitte Müller, dem Landesvize der Splittergruppe KPD, Michael Berres, sowie Konrad Hannemann und Helmut Pfaffenhausen von der Kommunistischen Plattform der Linkspartei.
Montag: Wahlkreis 60 (Brandenburg an der Havel, Potsdam-Mittelmark I, Havelland III, Teltow-Fläming I)
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/77483.die-schoenen-und-der-homeyer.html