nd-aktuell.de / 16.10.1999 / Politik / Seite 20

Das Paradies hat einen Namen

Auf dem Eiland gibt es 60 Paare des geschützten Gänsegeiers und den Maulwurf

Das Ortchen Lubenice 387 m über der Adria

tellfarbenen Häusern, Cafes und Restaurants werden Touristen zu den schönsten Badeplätzen gebracht: Zum Kieselstrand Drazica, nach Sveti Blaz oder zur Bucht Nedomislje, die für FKK-Anhänger reserviert ist. Zum obligatorischen Programm vieler Ausflüge gehört ein leckeres Fischpicknick. Geheimtipp auf der Insel ist das Restaurant »Bukaleta«, in dem neben Schafskäse und luftgetrocknetem Schinken (Prsut) schmackhafte Lamm-Gerichte serviert werden.

Foto: Lala

Besonders schön ist es, die Insel Cres im Rahmen einer Kreuzfahrt auf klassischen Motorseglern anzulaufen. Und zwar von Rijeka aus, der Hauptstadt der Region Kvarner. Eine Woche, inklusive Vollpension an Bord, gibt es bereits ab 595 Mark (mit Besuch der Inseln Mali Losinj, Kornati, Rab und Krk).

Von Matthias Ende

Die ist einfach ein Traum, diese Insel, ein Paradies für jeden Urlauber, der das Besondere sucht. Und obendrein voller Gegensätze, denen man sich nicht entziehen kann: Laubwald geht in eine schier endlos scheinende Steinwüste über, die von kilometerlangen Trockenmauern durchzogen ist. Olivenhaine und Weinberge wechseln sich mit immergrünem Macchiawald ab. Zerklüftete Steilfelsen faszinieren nicht weniger als die feinen Kiesstrände am kristallklaren Meer. Und überall liegt ein betörender Duft von Salbei, Rosmarin und Minze in der Luft. Kein Wunder, dass es hier besonders köstlichen Honig gibt und das Lammfleisch von Hause aus ausgezeichnet nach Kräutern schmeckt.

Das Paradies liegt im sonnigen Kvarner Golf und heißt Cres. Die Insel - mit 407 Quadratkilometern die zweitgrößte der kroatischen Adria - ist nichts anderes, als die Fortsetzung des istrischen Bergmassivs Ucka im Meer. Nur 2800 Menschen leben auf Cres. Und etwa 60 Paare des ge-

schützten Gänsegeiers (Gyps fulvus fulvus). Kein Witz: Cres ist die einzige Adria-Insel, auf der man (neben 1300 Pflanzensortenl) überhaupt den Maulwurf finden kann.

Im Herzen der Insel befindet sich ein wahres Naturphänomen, der sogenannte Vranslco Jezero, ein fast sechs Quadratkilometer großer und 75 Meter tiefer Süßwasser-See. Seine Oberfläche liegt fast 13 Meter über (!) dem Meeresspiegel. Der See versorgt Cres und die Nachbarinsel Losinj mit Trinkwasser. Achtung: So schön und interessant der See (sehr fischreich) auch ist, jeglicher Zutritt ist strikt untersagt. Angeln oder Schwimmen kann man zu Genüge an anderen schönen Stellen der Paradies-Insel. Zum Beispiel in dem kleinen Dorf Valun mit seinem winzigen Fischerhafen und seinen wunderbar einsamen Stränden. Überhaupt: Den Ort muss man einfach gesehen haben. Hier wurde im Jahr 1907 die berühmte »Valunska ploca«, die Steintafel von Valun, entdeckt. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und gilt neben der so genannten Tafel von Baska als das wichtigste glagolitische Schriftstück Kroatiens. Zu bewundern ist es

heute in der Marienkirche von Valun. Insel-Kenner zieht es immer wieder nach Lubenice. Der Ort wurde auf den Ruinen einer antiken Siedlung erbaut und liegt wie ein Adlernest auf einer Klippe 387 Meter hoch über dem Blau der Adria. Von dem malerischen Fleck mit Marktplatz, Glockenturm und St. Antonius-Kirche hat man einen unbeschreiblich schönen Ausblick auf die Bucht Luka und die Küste Istriens. Ein Serpentinenpfad führt hinab zu einem herrlichen Badestrand (die Anstrengung lohnt sich!). Musikabende locken im Sommer zusätzlich Ausflügler nach Lubenice. Auf Bestellung grillen die Einheimischen (zur Zeit insgesamt 40 Personen) gerne Lamm am Spieß für die Besucher.

Unbedingt sehenswert ist das uralte Inselzentrum Osor, das in der Antike unglaubliche 30 000 Einwohner zählte (heute nur noch 80). In Osor ist die Insel Cres durch eine elf Meter breite Brücke mit der Insel Losinj verbunden.

Hauptort der Insel ist die Stadt Cres mit dem Feuer speienden Drachen im Stadtwappen. Vom Hafen »Mandrac« mit seinen weißen Fischerbooten und den pas-

Information: Riva Tours, Neuhauser Str. 27, 80331 München, Telefon (089) 231 10 00, Fax (089) 23 1100 22.