Angst vor schwulen Eltern

Niedersachsens Justizminister gegen Adoptionsrecht

  • Hagen Jung, Hannover
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Nachricht aus Berlin hatte Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) im August aufgeschreckt: Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte angeregt, Paaren gleichen Geschlechts, die in eingetragener Partnerschaft leben, ein generelles Adoptionsrecht einzuräumen. Bislang ist nur die Adoption leiblicher Kinder eines Lebenspartners möglich. Busemann verurteilte den Vorschlag. Es sei zu befürchten, »dass Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren Stigmatisierungen erfahren und Opfer von Mobbing werden«. Ein generelles Adoptionsrecht werde dem Kindeswohl nicht gerecht. Billige Vorurteile seien dies, reagierte der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands. Die Äußerungen seien eine Herabwürdigung der vielen gleichgeschlechtlichen Familien, in denen Kinder aufwachsen. Auch aus den Reihen des Koalitionspartners FDP gab es Gegenwind für den Minister.

Die Landesregierung möge sich von Busemanns Entgleisungen distanzieren, forderte die Linksfraktion am Freitag im Landtag. Der Landtag solle sich auf Bundes- und Europaebene für die vollständige Gleichstellung homosexuell lebender Menschen einsetzen. Es gebe keinen Beleg dafür, dass das Aufwachsen bei homosexuellen Partnern einem Kind Schaden zufügt, erklärte Helge Limburg (Grüne). Aus eine Studie des Instituts für Familienforschung bei der Uni Bamberg zitierte Daniela Behrens (SPD): »Dort, wo Kinder geliebt werden, wachsen sie gut auf. Entscheidend ist eine gute Beziehung zwischen Kind und Eltern und nicht deren sexuelle Orientierung«.

Parallel zur LINKEN brachten die Grünen einen Forderungskatalog zur Rechtssituation von Schwulen und Lesben ein. Neben Adoption geht es darin um die steuerrechtliche Gleichstellung mit Eheleuten und die Rehabilitierung früher strafrechtlich verfolgter Homosexueller. Die Anträge werden nun im Rechtsausschuss des Landtags erörtert. Roland Zielke (FDP) kündigte an, seine Fraktion stehe den meisten Forderungen positiv gegenüber. Von der CDU ist ein Hardlinerkurs zu erwarten.

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