nd-aktuell.de / 04.10.2012 / Politik / Seite 20

Australien räumt Vernachlässigung von Korallenriff ein

Dornenkronen-Seesternen machen das Great Barrier Reef kaputt

Die Regierung in Australien hat eine Mitschuld am dramatischen Rückgang der Korallen des Great Barrier Reef eingeräumt. »Es gab zweifellos jahrzehntelang ein hohes Niveau der Vernachlässigung«, sagte Umweltminister Tony Burke am Dienstagabend dem Fernsehsender ABC. Eine Studie, der zufolge das Riff in den vergangenen 27 Jahren mehr als die Hälfte seiner Korallen verloren hat, sei »eine klare und laute Warnglocke«.

In die Studie von Forschern des Australischen Instituts für Meereskunde und der Universität von Wollongong flossen 2258 Erhebungen aus den vergangenen 27 Jahren ein. Hauptgrund für den Rückgang der Korallen sind demnach Tropenstürme. Fast ebenso schädlich für das Riff seien die sogenannten Dornenkronen-Seesterne gewesen, welche die Korallen fressen und die sich durch Umwelteinflüsse stark vermehrt haben. Ebenfalls eine Rolle spielte demnach die Wassererwärmung infolge des Klimawandels.

Den Wissenschaftlern zufolge könnte sich die Zahl der Korallen im Great Barrier Reef bis 2022 erneut halbieren, wenn sich der bisherige Trend fortsetze. »Ich vermute, die Studie hat Schockwellen durch viele Haushalte geschickt«, sagte Burke. Die Studie über den Korallenrückgang habe alle bisherigen Befürchtungen übertroffen. Er betonte, die jetzige australische Regierung habe mit ihrem Rettungsprogramm für das Riff in den vergangenen fünf Jahren hunderte Millionen Dollar investiert.

Der Umweltminister sprach sich nun für ein konsequentes Vorgehen gegen die Dornenkronen-Seesterne aus. Wichtig dafür ist vor allem eine Verbesserung der Wasserqualität: Derzeit fließt zu viel Dünger von Feldern an der Küste ins Meer. Dies führt zu starkem Algenwachstum, was wiederum die Zahl der Seesterne wachsen lässt. Burke kündigte an, auch direkt gegen die Tiere vorzugehen: Das gezielte Töten der Seesterne durch Taucher, die ihnen einzeln ein Gift spritzten, sei »mühsam«, aber »die wirksamste Methode, die wir je hatten«.

Die weltberühmten Korallen am Great Barrier Reef erstrecken sich vor der Küste des Bundesstaats Queensland im Nordosten Australiens über 345 000 Quadratkilometer. Das Riff gilt als der größte lebende Organismus der Welt. Es besteht aus 400 unterschiedlichen Korallenarten und beherbergt 1500 Fischarten sowie 4000 Arten von Weichtieren. Zudem leben dort viele gefährdete Tiere wie der Dugong (Seeschwein) oder die Große Grüne Meeresschildkröte. Als Touristenattraktion ist das Riff auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung, tausende Arbeitsplätze hängen an dem Naturwunder. AFP