nd-aktuell.de / 06.10.2012 / / Seite 23

Adam König

In memoriam

Karlen Vesper

»Warum ich? Nur weil ich Jude bin?«, fragte sich der 16-Jährige, als er im September 1939 verhaftet und ins KZ bei Oranienburg verschleppt wird. 1963 ist er beim großen Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main und vermisst auf der Anklagebank »die großen Täter,»die deutschen Wirtschaftsbosse, die mit der ›Vernichtung durch Arbeit‹ riesige Profite gemacht haben«. Adam König (nd-Foto: K. Vesper) hat immer wieder auf deren Verantwortung für millionenfaches Morden und millionenfaches Leid hingewiesen, insbesondere als man im Zuge neuer deutscher Macht zu »vergessen« begann. Seine Stimme wird fehlen. Er starb am 29. September in Berlin.

1922 in Frankfurt am Main in eine streng religiösen jüdischen Familie geboren, hatte er in Hitlers Deutschland die Klempnerlehre abbrechen und später in einem Klinkerwerk Zwangsarbeit leisten müssen. Ab Oktober 1942 war er Sklavenarbeiter der IG-Farben in Auschwitz, wo seine Eltern und drei Geschwister ermordet wurden. Im Januar 1945 mit Tausenden Leidgefährten auf »Todesmarsch« getrieben, wurde Adam am 15. April 1945 in Bergen-Belsen befreit. Im selben Jahr lernte er in Frankfurt am Main seine baldige Frau Maria kennen und lieben, eine polnische Jüdin, die ebenfalls die Hölle von Auschwitz durchlitten hatte. Mit einem US-Truppentransporter fuhren beide in die USA, lebten drei Jahre in New York und flohen vor dortigem Rassismus und vor allem McCarthys Hetzjagd 1950 in die DDR. Adam studierte in Leipzig Geschichte und und lehrte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er war Mitglied des Sachsenhausenkomitees und Vorstandsmitglied des Internationalen Auschwitzkomitees. Generationen von Jugendlichen hat er seine Erfahrungen mit der faschistischen Diktatur vermittelt und wie »kaum ein zweiter Überlebender« die Arbeit der Gedenkstätte in Sachsenhausen begleitet, betont Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten: »Er war immer da, wenn wir ihn baten, sei es als Zeitzeuge bei Veranstaltungen oder in der Bildungsarbeit, sei es als unersetzlicher Ratgeber. Mit seiner Klugheit, seinem besonnenen Wesen und seiner alle Zurückhaltung überstrahlenden Menschenfreundlichkeit hat er jeden für sich eingenommen, der ihn kennen lernen durfte.«

Die Geschichte von Adam und Maria König findet sich in »Du musst leben! Kinder des Krieges. Kinder des Holocaust« von Karlen Vesper (Karl Dietz Verlag, 16,90 €).