Grüner Sozialismus statt Marktwirtschaft?

Vierteljahresschrift »Luxemburg« beleuchtet Alternativkonzepte

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Die aktuelle Ausgabe der Vierteljahresschrift »Luxemburg« der gleichnamigen LINKEN-nahen Stiftung ist dem Projekt eines Grünen Sozialismus gewidmet.

Unter dem Schlagwort der Grünen Ökonomie wird mittlerweile von einem Bündnis, das von den Grünen bis zum modernistischen Flügel der Unionsparteien reicht, das Konzept eines günen Kapitalismus vorangetrieben. Dem setzten Teile der außerparlamentarischen Bewegung und die Partei die LINKE das Projekt eines Grünen Sozialismus entgegen. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff. Um diese Frage geht es schwerpunktmäßig in der aktuellen Ausgabe der Vierteljahresschrift »Luxemburg«. Zahlreiche Autoren aus dem In- und Ausland, darunter Raul Zelik, Alex Demirovic, Elmar Altvater und Ulrich Brand und Sabine Leidig beleuchten das Thema.

Die Publikation hat den Anspruch, Gesellschaftsanalyse mit linker Praxis zu verbinden. In dem aktuellen Heft gelingt ihr das nur ansatzweise. Tatsächlich ist der Analyseteil wesentlich umfangreicher als der Praxisteil. Einige der Autoren sind sich nicht sicher, ob sie den Begriff des Grünen Sozialismus verwenden wollen. Der Politologe Ulrich Brand bevorzugt den Begriff der sozialökolomischen Transformation. Mario Candeias von der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigt sich mit den »gerechten Übergängen« zu einer Gesellschaft, die Perspektiven für die Menschen liefern sollen, die von der Klimakrise am meisten betroffen sind. Dabei sei eine von demokratisch legitimierten Räten durchgeführte Planung der Ökonomie notwendig. Auch in anderen Artikeln wird als ein Kennzeichen des Grünen Sozialismus die demokratische Planung genannt und darauf verwiesen, dass es keine umweltfreundliche Marktwirtschaft geben kann. Mit der Betonung des Zusammenhangs von Ökologie und sozialen Kämpfen wird den Verzichtskonzepten von Teilen der Umweltbewegung eine Absage erteilt.

Ein weiteres Steckenpferd der Umweltbewegung kritisiert der kanadische Politikwissenschaftler Gregory Albo: die Idee der Regionalökonomie. Albo weist nach, dass kleinere Produktionseinheiten nicht a priori umweltfreundlicher sind als große.

Mit dem Philosophen Frieder Otto Wolf kommt ein Aktivist zu Wort, der noch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Teil der ökosozialistischen Strömung bei den Grünen gewesen ist. Leider werden in dem Heft ökosozialistische Ansätze, die sich seit 20 Jahren zunehmend außerhalb der Grünen finden, kaum zur Kenntnis genommen.

Mit Blick auf den in vielen Texten formulierten Anspruch, dass eine sozial-ökologische Transformation nur im Bündnis von Umweltgruppen, sozialen Initiativen, kritischen Gewerkschaftern und Konsumenten durchgesetzt werden kann, wäre ein breiterer Autorenkreis wünschenswert gewesen.

Luxemburg 3, Grüner Sozialismus, September 2012, 160 S., 10 €, Bestellungen unter: www.zeitschrift-luxemburg.de/?page_id=154

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