Siebzig Mal: »Ich sah ...«

Porträt eines Reisenden

Jetzt hat Christoph Ransmayr den »Atlas eines ängstlichen Mannes« geschrieben.

In Texten Christoph Ransmayrs kommt Stadt eher selten vor. Wahrscheinlich, weil der Typus des heutigen Großstadtbewohners, historisch gesehen, den erschütternden Sturz in die Leere repräsentiert. Aus einstigem Schicksal, in den Metropolen zu viel zu erleben, wurde das glänzende Arrangement mit dem Erlebnisersatz. Der moderne Großstadtbewohner weiß nicht mehr, was er vermissen kann - just dies macht ihn sehnsuchtslos. In glatter Umgebung fehlen Einzelheiten und Zeichen, die einen anderen Sinn vermitteln könnten als eben Glätte. Kühlschrank-Architektur vermeidet jeden Anklang von Hinfälligkeit und schließt damit ihre eigene Erinnerbarkeit aus.

Die neue Stadt ist eine entleerte Stadt, die sich zunehmend nur noch über Defizite fixieren lässt, über entkernte Gebäude, an deren Fassaden das Verschwundene bestenfalls nachkonstruiert oder betrauert werden kann. Im ausschließlich ökonomisch zugerichteten Areal, das Kaufkraft bündeln mus...


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