Dissonanzen in Tokio

IWF kritisiert EU

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Tokio (Agenturen/nd). Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Tokio einen weiteren Schuldenabbau angemahnt. Es gebe »keine Alternative« zur Reduzierung der Staatsschulden in der Eurozone, sagte Schäuble am Freitag, einen Tag nach dem Plädoyer von IWF-Chefin Christine Lagarde für eine zweijährige Gnadenfrist für Griechenland.

Finanzminister Schäuble und Bundesbank-Chef Jens Weidmann verwiesen bei der IWF-Tagung auf erste Erfolge in der Euro-Zone. Doch Weidmann warnte in Tokio hat eindringlich davor, bei der Lösung der weltweiten Schulden- und Konjunkturkrise die Notenbanken immer stärker einzuspannen. »Was mir etwas Sorgen bereitet, ist, dass sich die Hoffnungen und Erwartungen der Politik mehr und mehr auf die Zentralbanken richten als Problemlöser«, sagte Weidmann vor der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank.

Am Freitag betonte Lagarde, der IWF habe seinen Ansatz »absolut nicht geändert«. Sie beklagte, die öffentlichen Schulden in den reichen Ländern befänden sich auf einem so hohen Stand »wie in Kriegszeiten«. Die immense Verschuldung der öffentlichen Haushalte sei die größte Gefahr für die Weltwirtschaft, die Schulden beliefen sich im Schnitt auf 110 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Die Überwindung der Krise sei »unglaublich schwierig«, sagte Lagarde in der japanischen Hauptstadt vor den Vertretern der 188 Mitgliedstaaten des Internationalen Währungsfonds. Es sei wichtig, »den richtigen Rhythmus« für den Abbau der Schulden zu finden. »Das ist ein schmaler Weg, wahrscheinlich ein langer Weg, für den es keine Abkürzung gibt.«

Die größte Sorge des IWF ist dabei die Bankenunion der EU. Derzeit herrscht große Unsicherheit, ob sie wie geplant am 1. Januar 2013 in Kraft treten kann. Und der IWF fordert, dass die Länder der Euro-Zone sich zumindest auf einen klaren Fahrplan einigen, um die nervösen Märkte zu beruhigen. Kommentar Seite 4

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