nd-aktuell.de / 15.10.2012 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

Biodiversitätsziele in Gefahr

Offene Finanzierungsfragen bei der UNO-Artenschutzkonferenz in Hyderabad

Keya Acharya und Karina Böckmann, IPS
Die Teilnehmer der Elften Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (COP 11 CBD) in der südindischen Stadt Hyderabad treibt die Frage um, woher das Geld zur Finanzierung der Biodiversitätsziele kommen soll.

Im japanischen Nagoya (Präfektur Aichi) hatten die Vertragspartner der Biodiversitätskonvention 2010 mehrere strategische Ziele beschlossen, die bis 2020 erreicht sein sollten: Die Ursachen des Artenschwundes sollten bekämpft, die Artenvielfalt nachhaltiger genutzt, Ökosysteme, Arten und genetische Vielfalt besser geschützt werden.

»Die Entscheidungen, die wir hier treffen, bilden den Grundstein für die Umsetzung der Ziele«, sagte Indiens Umweltministerin und COP-11-Vorsitzende Jayanthi Natarajan zum Auftakt des Treffens. »Was wir für die Biodiversität ausgeben, sollten wir als Investition betrachten, die uns und weiteren Generationen zum Wohl gereicht.«

Doch der CBD-Exekutivsekretär Braulio Ferreira de Souza Dias räumte vor Beginn der Konferenz gegenüber IPS ein, dass es nicht leicht sein werde, die notwendigen Gelder aufzutreiben. Umweltschutzorganisationen wie der WWF schätzen den Finanzbedarf aus den Haushalten der Vertragsstaaten auf mindestens 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Mehr als 170 Länder sind auf der Konferenz über die Biodiversitätskonvention vertreten, die aus dem Erdgipfel in Rio 1992 hervorgegangen ist und inzwischen 193 Vertragsstaaten zählt.

Ferreira de Souza Dias betonte die Notwendigkeit neuer Finanzierungsmechanismen, die diejenigen ersetzen sollten, die sich bisher negativ auf die Artenvielfalt ausgewirkt hätten. Auch sollten Schritte unternommen werden, um das Engagement von Unternehmen für die Artenvielfalt zu erhöhen.

Auch in der Europäischen Union wird die Notwendigkeit alternativer Finanzierungsquellen wie der »grünen Wirtschaft« gesehen. Jene wird meist mit den von der G8 und den Umweltministern in Entwicklungsländern eingerichteten »The Economics of Ecosystems and Biodiversity« (TEEB) in Verbindung gebracht. Das ist eine internationale Initiative, die die Aufmerksamkeit auf den wirtschaftlichen Nutzen der Artenvielfalt lenken will. Indien ist eines der ersten Länder, das ein TEEB-Programm im Rahmen seiner Umweltpolitik starten wird.

Der TEEB-Mechanismus ist jedoch gerade in zivilgesellschaftlichen Kreisen umstritten. Kritisiert wird der Ansatz, die natürlichen Ressourcen als Ware zu betrachten. »Die staatliche Finanzierung ist deshalb wichtig und nötig, weil die Biodiversität ein globales Allgemeingut ist und die Verantwortung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt primär in den Händen der CBD-Staaten liegt«, sagte Günter Mitlacher von WWF Deutschland.

Der Vorsitzende der indischen Nationalen Biodiversitätsbehörde, Balakrishna Pisupati, empfahl, die lokalen Gemeinschaften in den TEEB-Prozess einzubeziehen, da die meisten innovative Wege gefunden hätten, Lebensunterhalt und Artenschutz in Einklang zu bringen.