Männer- medien

BLOGwoche

  • Antje Schrupp
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Deutsche Journalistinnenbund hat einen etwas sarkastischen offenen Brief an Thomas Leif, den (Mit-)Organisator des Mainzer Mediendisputes geschrieben, in dem kritisiert wird, dass bei dieser Veranstaltungsreihe praktisch nur die Ideen und Ansichten von Männern zur Diskussion gestellt werden. Die MitorganisatorInnen nahmen Leif daraufhin in einer Stellungnahme in Schutz und rechtfertigten ihre Speaker-Auswahl mit der immer wieder beliebtenAusrede, man hätte keine Frauen gefunden bzw. die, die man gefragt habe, hätten abgesagt.

Wie immer wenn so was mal wieder in die Diskussion kommt - und dazu gibt es ja reichlich Gelegenheit - ging es im anschließenden Für und Wider der Argumente vor allem um die Frage, woran es denn wohl liegen könne, dass die Damen sich so zieren, woher man welche bekommt und wie viel Aufwand Veranstaltern zuzumuten ist, um die scheuen Rehe in ihre Konferenzen zu locken. Und es gab wieder Überlegungen, ob wir (Frauen? Feministinnen?) nicht eine schöne handliche Liste mit Kandidatinnen leicht auffindbar im Internet zusammenstellen sollten, damit es die armen Organisatoren von Veranstaltungen nicht so schwer haben, uns zu finden.

Es spricht natürlich gar nichts dagegen, solche Listen aufzustellen, wenn eine Lust dazu hat.Worüber ich aber viel lieber diskutieren würde, das wäre die Frage, welche implizite falsche Vorannahme hinter dem »Wir haben keine Frauen gefunden«-Argument steht: Nämlich die, dass Frauen deshalb eingeladen werden sollen, um ihnen irgendwie etwas Gutes zu tun, oder auch einer ominösen »Gerechtigkeit« halber. Das ist aber nicht der Grund: Frauen sollten eingeladen werden, weil zu keinem beliebigen Thema der Welt sinnvoll diskutiert werden kann, wenn Männer dabei unter sich bleiben. Eine solche Veranstaltung ist ganz einfach nicht in der Lage, Allgemeinrelevantes hervorzubringen und wird deshalb unweigerlich eine schlechte Veranstaltung sein. Oder anders: Eine Gruppe, die (fast) ausschließlich aus Männern besteht, kann sinnvollerweise nur über das Thema »Männer in den Medien« diskutieren, aber nicht über »Medien« generell. [...] Wer für die eigenen Kongresse nicht genügend relevante Speakerinnen und Speaker findet, kann eben keinen Kongress organisieren, so einfach ist das.

Die Autorin ist Journalistin und Politikwissenschaftlerin und lebt in Frankfurt am Main; zum Weiterlesen: www.antjeschrupp.com

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