nd-aktuell.de / 18.10.2012 / Politik / Seite 1

Armutsgefährdung nimmt zu

Sozialverbände stellen Bericht zur Armut in Deutschland vor

Berlin (nd-Poelchau). Armut ist ein Problem, das immer mehr Menschen in Deutschland betrifft. Das Statistische Bundesamt teilte am Mittwoch in Wiesbaden mit, dass 2010 rund 12,8 Millionen Menschen in Deutschland armutsgefährdet waren. Damit ist der Anteil der von Armut bedrohten Menschen seit vier Jahren zwar langsam, aber kontinuierlich angestiegen - von 15,5 Prozent im Jahr 2008 auf 15,8 Prozent im Jahr 2010. »Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, und die Politik schaut weitgehend tatenlos zu«, kritisierte der Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), Thomas Beyer, diese Entwicklung. Das Netzwerk aus Wohlfahrtsverbänden veröffentlichte gestern seinen Schattenbericht zum Armutsbericht der Bundesregierung.

Als armutsgefährdet gelten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben. 2010 waren das Personen, die mit weniger als 952 Euro monatlich auskommen mussten. Besonders häufig davon betroffen waren mit einem Anteil von 37,1 Prozent alleinerziehende Elternteile und ihre Kinder. Es sei keine Seltenheit, dass »Kinder auf dem Weg zur Schule ihr Elternhaus ohne Frühstück verlassen«, schreibt dazu die nak in ihrem Schattenbericht.

Unterdessen sind die Rentner in Deutschland aus der Sicht der Bundesregierung »überwiegend gut versorgt«. Das geht aus dem fünften Alterssicherungsbericht der Bundesregierung hervor, aus dem die »Süddeutsche Zeitung« am Mittwoch zitierte. Demnach verfügen Menschen über 65 im Durchschnitt über ein Einkommen von 1818 Euro netto im Monat. Nur 2,5 Prozent der Senioren sind der Regierung zufolge auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Für die nak ist dies kein Grund zur Entwarnung. Sie befürchtet, dass sich das Problem der Altersarmut in Deutschland immer mehr ausweitet. »Seit 2005 haben sich die Zahlen zur Grundsicherung im Alter fast verdoppelt - von gut 250 000 auf über 400 000«, heißt es in ihrem Bericht.