nd-aktuell.de / 18.10.2012 / Brandenburg / Seite 14

Autodiebe stehlen zwölf Leichen

Hoppegarten (dpa). Fahrzeugdiebe haben am Berliner Stadtrand einen Transporter gestohlen und, ohne es zu wissen, auch gleich zwölf Leichen mitgenommen. Der Leichentransporter mit den Särgen sei zusammen mit zwei anderen Kleinlastwagen in der Nacht zum Montag aus einem Gewerbegebiet in Hoppegarten verschwunden, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), Ingo Kechichian, am Mittwoch sagte.

Die Leichen sollten aus Kostengründen zur Einäscherung nach Sachsen gebracht werden. Die Bestatter-Innung kritisierte die Praxis, Verstorbene zu Krematorien quer durch die Republik zu fahren. »In einem Leichenwagen darf man nicht zwölf Särge lagern«, sagte der Berliner Innungs-Obermeister Rüdiger Kußerow.

Am Mittwochabend fehlte von den Toten noch jede Spur. Die Diebe hätten nicht die Fracht, sondern das Fahrzeug im Blick gehabt, erklärte Kechichian. »Die Täter waren vermutlich nicht darauf aus, zwölf Leichen zu stehlen.« Eines der gestohlenen Autos sei bereits im westpolnischen Poznan gefunden worden. Deswegen vermuten die Ermittler, dass die Diebe die Transporter nach Osteuropa verschieben wollten.

Ein Sprecher des Fahrdienstes berichtete, die Leichen sollten zur Einäscherung nach Meißen in Sachsen gebracht werden. Der Fahrer habe die Särge am Sonntagabend vor der Abfahrt festgezurrt und sei kurz zurück ins Firmengebäude gegangen, um sich die Hände zu waschen. Danach wollte er losfahren. »Anders als berichtet lagen die Leichen nicht über Nacht im Transporter«, sagte der Firmensprecher. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ging die Anzeige des Diebstahls jedoch erst in den frühen Morgenstunden bei der Polizei ein.

Bei seiner kurzen Pause habe der Fahrer das Fahrzeug abgeschlossen, sagte der Firmensprecher. »Der Fahrer hat alles richtig gemacht.« Trotzdem knackten die Diebe den Transporter und verschwanden unerkannt mit dem Fahrzeug über ein Nachbargrundstück. Denselben Weg sollen sie beim Diebstahl eines zweiten Kleinlastwagens einer Dachdeckerfirma gewählt haben. Ein drittes Fahrzeug wurde auf einem anderen Firmengelände in dem Gewerbegebiet gestohlen.

Der Geschäftsführer der Städtischen Bestattungswesens Meißen, Jörg Schaldach, bestätigte, dass das Krematorium die Leichen erwartet habe. Immer wieder erhalte man Leichen zur Einäscherung aus anderen Bundesländern, weil die Preise dafür hier besonders günstig seien.