nd-aktuell.de / 20.10.2012 / Kultur / Seite 24

PLATTENBAU

Christian Klemm

Fünf lange Jahre haben die Fans auf neues Material von Down gewartet. Die Band um den ehemaligen Pantera-Sänger Phil Anselmo hat sich tief in die Sümpfe Louisianas verkrochen, um mit einer Sechs-Song-EP zurückzukehren, die alles andere als leicht verdaulich ist. Die Südstaatler servieren auf »Down IV Part 1 - The Purple EP« richtig schwere Kost, die einem noch Stunden nach dem Hören quer im Magen liegt.

Bereits der erste Titel »Levitation« lässt erahnen, was in der folgenden halben Stunde auf einen zukommt: ein Potpourri aus langsamen Gitarrenriffs, walzenden Bässen und dem rauchig-melodischen Gesang von Anselmo. Den Hörer überkommt das Gefühl, die Band habe ihre Instrumente mitten in seinem Wohnzimmer aufgebaut, so real und authentisch klingen die Aufnahmen. Live-Atmosphäre pur.

Der zweite Song »Witchtripper« kommt etwas flotter daher. Ein erstes Highlight mit echtem Ohrwurmcharakter, noch Tage nach dem ersten Durchlauf spukt er einem im Kopf herum. Der Bass drückt kräftig, die Gitarren dröhnen und Anselmo deutet an, wozu er stimmlich in der Lage ist. Auf den folgenden »Open Coffins« und »The Curse is a Lie« kann er sich dann richtig entfalten. Anselmo erinnert so an langsame Stücke späterer Pantera - herrlich!

Rückblende: Anfang der 1990er Jahre gründete sich Down aus Mitgliedern von Pantera, Corrossion of Conformity und Crowbar. Sie spielten mit dem Album »Nola« (kurz für »New Orleans, Louisiana«) einen Klassiker des Heavy Rocks US-amerikanischer Prägung ein. Jahrelang war es dann ruhig um die Band, bis 2002 »Down II: A Bustle in Your Hedgerow« erschien. Der dritte Streich erfolge fünf Jahre später mit »Down III: Over the Under«. Jedes Album war ein Qualitätsprodukt und wurde von Fans und Fachpresse überwiegend positiv aufgenommen.

Jetzt also die (erneute) Rückkehr. Auffällig beim Hören der neuen Platte sind Einflüsse der frühen Black Sabbath, als Heavy Metal in den 1970er Jahren noch böse und Ozzy Osbourne voll auf Kokain waren. Down lassen außerdem Referenzen an wegweisende Doom-Metal-Bands wie Saint Vitus und Pentagram erkennen. Das Ganze wird mit ein paar Southern-Rock-Elementen und etwas Blues garniert, durch den Fleischwolf gedreht - und voilà, fertig ist die »Purple EP«. Düster, langsam, abwechslungsreich und melodisch - mit diesen vier Adjektiven ist der aktuelle Down-Sound wohl am besten beschrieben.

Die Scheibe ist der Auftakt zu einer Serie, die die unterschiedlichen musikalischen Facetten von Down widerspiegeln will. Drei weitere sollen in nächster Zeit folgen. Man darf gespannt sein, was Anselmo und seine Kumpane als nächstes aushecken. Mit der Veröffentlichung von »Down IV Part 1« sind die Amis ihrem Ruf als Schwergewicht im Heavy-Rock-Geschäft einmal mehr gerecht geworden. Kein Zweifel.

Down: Down IV Part 1(Roadrunner/Warner)