nd-aktuell.de / 25.10.2012 / Kommentare / Seite 4

Betonierte Decken

Christin Odoj über einen Frauenanteil von 40 Prozent in den Aufsichtsräten

Nicht schon wieder. Ich kann es nicht mehr hören! Für FrauenquotengegnerInnen hat das mühsame Ringen um die Revolution im besten Fall noch etwas Amüsantes; die meisten sind genervt. Aber diese Menschen müssen das jetzt aushalten, denn hier hat sich eine Frau am Thema festgebissen, die schon Erfahrung im Kampf gegen betonierte Decken hat. Beim Streitthema Roaminggebühren hat EU-Justizkommissarin Viviane Reding, damals noch für Medien zuständig, schon einmal ein bei vielen Staaten unbeliebtes Anliegen durchgeboxt, jetzt geht es um einen Frauenanteil von 40 Prozent in den Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen - und das europaweit.

»Es braucht Zeit«, war Redings ernüchternde Reaktion auf ihren gescheiterten Versuch, einen Gesetzesvorschlag auf den Weg zu bringen. Und tatsächlich sind Handytarife ein anderes Kaliber als ein gesellschaftlicher Mentalitätswandel. Anders ist es auch nicht zu erklären, warum selbst ein so harmloses Papier wie Redings durchfällt. Sie bleibt dran, das ist sicher. Reding muss allerdings bei einigen EU-Kollegen noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Dann kann sich die Demokratie einmal von ihrer besten Seite zeigen und Einzelinteressen dem Wohle aller opfern. Und wenn man schon dabei ist, könnten aus den 40 Prozent auch gleich ernst gemeinte 50 werden. Aus den börsennotierten Unternehmen auch mittelständische, aus den Aufsichträten auch die Vorstandsposten, aus dem Drittel vom Gehalt eines Mannes auch das Doppelte, aus ...