nd-aktuell.de / 26.10.2012 / Wissen / Seite 16

Zentralabitur light

Lena Tietgen

Frei nach dem Motto »Wasch mich, aber mach mich nicht nass« beschloss die Kultusministerkonferenz (KMK), ab 2017 für Mathe, Deutsch, Englisch, Französisch bundesweite Abiturstandards einzuführen. Ein Zentralabitur werde es aber nicht geben. Das sorgte für Verwirrung - auch im Internet.

Auf www.zeit.de[1] (bit.ly/RMz3wY) fragt Mailena32: »Gibt es dazu Details? Vergleichbar werden doch die Ergebnisse nicht durch gleiche oder ›ähnliche‹ Aufgaben. Wie soll korrigiert werden? Vom eigenen Lehrer nach mehr oder weniger eigenen Vorstellungen? Zentral und anonym? Und wie ist es mit der Vorbereitung? Werden die Oberstufen-Konzepte soweit angeglichen, dass sie zu diesen Kern-Fächern passen werden? Zwei Fremdsprachen beim Abitur sind eigentlich nicht zwingend.«

Vittonia vermisst die »Naturwissenschaften. Mit drei Sprachen als Kernfächer hat das Abitur einen absolut humanistischen Schwerpunkt. Und ausgerechnet Französisch, was in den Schulen seit Jahren immer weniger gewählt wird, weil die international denkenden Schüler lieber Spanisch machen wollen. Man fragt sich wirklich, was das für ein Fächerkanon ist. Wie sollen die Schüler fit gemacht werden für die breite Palette der Berufe, die unsere Arbeitswelt bietet?«

Auch auf tagesschau.de (bit.ly/PQaK1O) ist man skeptisch. Smee »hofft, dass gemeinsame Regelungen für den im Unterricht durchgenommenen Stoff fest gelegt werden, damit alle Schüler die gleichen Prüfungsvoraussetzungen haben. Allerdings fürchte ich, dass dann der Lehrplan noch strenger reglementiert wird.« netille findet das alles »Quatsch! Standards legen vielleicht Wissen fest. Aber genau das ist das Gegenteil von Denken. Schüler und später auch Studenten werden mit unnützem Wissen voll gepfropft. Wichtiger ist Denken aus Problemzusammenhängen. Bestes Beispiel: Michael Faraday, Lebensgeschichte einer Kerze. Hier wird am Beispiel der Kerze die gesamte damalige Naturwissenschaft erläutert. Ähnlich: Feynman, Physik am Strand oder Physik in den Bergen. Kein Standard aber lebendige Bildung. Wir brauchen keine Standards, sondern Lehrer die für Wissen begeistern. Genau da aber versagt die Schule vollends. Kinder gehen neugierig zur Schule und sind nach kurzer Zeit angeödet vom Lernen. Ein Problem der Schüler? Nein, eins der Lehrer und mehr noch der Kultusbürokratien. Freiheit im Unterricht, das wäre eine Alternative.«

Ene-mene-muh widerspricht: »Gerade in Physik muss man sehr viel wissen und sehr viel lernen. Feynman's Physik am Strand ist nur ein Sahnehäubchen. Damit können Sie keine Bildungspolitik machen. Erst mit sehr viel Wissen kommen Sie auf ungewöhnliche Strategien und Ideen. Das war auch bei Einstein so.«


Links:

  1. http://www.zeit.de