nd-aktuell.de / 01.11.2012 / Brandenburg / Seite 14

Der Aufschwung lässt nach

Arbeitslosenquote sank um 0,1 auf 9,3 Prozent / Herbstbelebung fällt geringer aus als üblich

Andreas Fritsche

Die Arbeitslosenzahl ist zwar weiter gesunken, aber nicht so deutlich wie um diese Jahreszeit üblich. »Die typische Herbstbelebung fällt in diesem Jahr etwas schwächer aus«, bedauert Sozialminister Günter Baaske (SPD). Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 9,3 Prozent. Das sind 0,1 Prozent weniger als vor einem Monat und 0,5 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Im Oktober fiel die Zahl der erwerbslosen Brandenburger um 876 auf 124 757. In den vergangenen fünf Jahren hatte sich der Rückgang von September auf Oktober zwischen 2000 und 7000 bewegt. Es gibt noch andere Belege dafür, dass es nicht mehr so gut läuft wie bisher. So hat die Arbeitsagentur seit Jahresbeginn etwa 3000 weniger freie Stellen gemeldet bekommen als im gleichen Zeitraum des Jahres 2011.

Der Aufschwung lasse nach, urteilt der DGB-Funktionär und SPD-Landtagsabgeordnete Detlef Baer. Der Arbeitsmarkt zeige sich zwar noch »stabil«. Immerhin liegt die Arbeitslosenquote den dritten Monat in Folge unter zehn Prozent. Dennoch müssten Unternehmen, Gewerkschaften und Politik auf die Entwicklung achten, wenn sie sinkende Arbeitslosenzahlen und eine wachsende Wirtschaft verzeichnen wollen.

Da es jetzt aber 5966 weniger Arbeitslose gibt als noch im Oktober 2011, klingt der Regionaldirektionschef der Arbeitsagentur, Dieter Wagon, zufrieden. »Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt um 7000 über dem Niveau des Vorjahres«, sagt er. »Das zeigt, die wirtschaftliche Entwicklung in Brandenburg ist weiterhin gut, auch wenn sich die Dynamik etwas abschwächt.«

Dem Landtagsabgeordneten Andreas Bernig (LINKE) bereitet aber Sorge, dass inzwischen 134 000 Brandenburger zu den geringfügig Entlohnten gehören, die nicht damit rechnen dürfen, später eine Rente oberhalb des Sozialhilfeniveaus zu erhalten. Die meisten Minijobber tun dies nicht freiwillig. Sie würden »gern länger arbeiten«, weiß Bernig. Die jetzt vom Bund verabschiedete Anhebung der Einkommensgrenze für Minijobs von 400 auf 450 Euro verschärfe Fehlentwicklungen.

Sozialminister Baaske bemerkt, dass die Unternehmen vorsichtiger werden, Leute einzustellen. »Langfristig brauchen wir aber sehr viele Fachkräfte.« Bei einem Besuch im Jobcenter Oberhavel stellte Baaske am Dienstag ein neues Förderprogramm vor. Die Zuschüsse des Sozialministeriums sind dafür gedacht, Arbeitslose zu Altenpflegehelfern auszubilden. Bis zu 240 Leute können mit den bereitgestellten Mitteln geschult und anschließend mindestens zwei Jahre lang beschäftigt werden.