nd-aktuell.de / 06.11.2012 / Brandenburg / Seite 11

Größerer Lärmteppich befürchtet

Bürgerinitiative warnt: Flugkorridore werden breiter, Zahl der betroffenen Bürger steigt

Bernd Kammer

Neuer Ärger um die Flugrouten: Die Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI) hat jetzt herausgefunden, dass nach der Eröffnung des Hauptstadtflughafens weit mehr Menschen vom Fluglärm betroffen sein werden als bisher angenommen. »Die Deutsche Flugsicherung hat die Korridore für die Starts und Landungen so verbreitert, das schätzungsweise 1,5 Millionen Berliner und Brandenburger der Lärmbelastung ausgesetzt sein«, so Joachim Quast von der FBI. Bisher war davon ausgegangen worden, dass etwa 830 000 Menschen betroffen sind.

Nach Erkenntnissen der FBI hat die Flugsicherung die sogenannten hinderungsfreien Zonen entlang der Müggelsee- wie der Wannseeroute aufgeweitet. Dadurch wären neben Friedrichshagen auch das Allendeviertel und fast der gesamte Bezirk Steglitz-Zehlendorf und sogar Teile Spandaus betroffen. Aber auch Gebiete nördlich Berlins, von Hennigsdorf im Westen bis Bernau im Osten, würden unterm Lärmteppich liegen.

Die Flugsicherung (DFS) dementiert dies. Diese Korridore seien nicht verbreitert worden und würden auch nur in Notfällen genutzt, so Sprecher Axel Raab. Wenn etwa ein Triebwerk ausfällt oder Gewitterfronten aufziehen, dürfe ein Flugzeug von der festgelegten Route abweichen und in ein Gebiet ausweichen, in dem zum Beispiel keine hohen Schornsteine oder Hochhäuser stehen. Diese Korridore, die für jede Flugroute bestimmt werden, seien »für den Bürger irrelevant«, so Raab.

Die Bürgerinitiative überzeugt das nicht. »Man kann keine Routen nur für den Notfall vorhalten«, so Quast. Vielmehr könnten innerhalb der Korridore die Flüge verteilt werden, wie man es will. Besonders bei hohem Verkehrsaufkommen würden Flughafen und Airlines diese Möglichkeit nutzen. »Wir konnten ja ohnehin gerade von einem Gericht lernen, dass Flugrouten ›flüchtig‹ sind.«

Gegen die Flugrouten sind noch neun Klagen und eine EU-Beschwerde anhängig. Die Fluglärmgegner hoffen zudem auf einen Erfolg des Brandenburger Volksbegehrens für ein Nachtflugverbot. Nach dem Scheitern in Berlin helfen die Berliner Initiativen beim Unterschriftensammeln im Nachbarland. Bis 8. Dezember müssen 80 000 beisammen sein, knapp 30 000 fehlen noch. Am 24. November wird es in Berlin auch wieder eine Demo geben.