nd-aktuell.de / 06.11.2012 / Kultur / Seite 4

Aufmüpfig

Uwe Knüpfer durfte nur zwei Jahre lang »vorwärts«-Chef sein

Marcus Meier

Muss er den Chefsessel des sozialdemokratischen Traditionsblatts »vorwärts« verlassen, weil er sich unlängst eine mittelschwere Frechheit erlaubte? Im September konkurrierte Uwe Knüpfer, wenn auch vergeblich, mit Michelle Müntefering, Gattin eines Ex-SPD-Chefs, um ein aussichtsreiches Direktmandat für die Bundestagswahl 2013. Nun bekommt der 62-Jährige von der Partei einen neuen Arbeitsschwerpunkt verordnet. Nach nur zwei Jahren als Chefredakteur des Zentralorgans. Und obwohl ein Nachfolger noch nicht feststeht.

Künftig wird er der SPD in der Parteizentrale dienen. Darauf habe man sich gemeinsam verständigt, betont Knüpfer. Der Journalist, der vor ein paar Jahren grandios bei dem Versuch scheiterte, eine Internet-Tageszeitung zu etablieren, soll sich nun um den Online-Auftritt der Sozialdemokratie kümmern. Und um ein Magazin zum 150. Gründungsjubiläum der einst sozialrevolutionären Partei. »Ein spannendes Projekt«, beteuert Knüpfer. »Als Historiker bin ich gerne der Bitte der Generalsekretärin gefolgt.«

Real dürfte es sich eher um einen Versorgungsposten handeln - für die letzten Jahre einer sozialdemokratischen und gelegentlich von einer gewissen Aufmüpfigkeit geprägten Karriere. Knüpfer volontierte bei der SPD-nahen »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« (WAZ), arbeitete vier Jahre lang als Pressesprecher des NRW-Wissenschaftsministeriums, kehrte zur WAZ zurück und stieg 2000 für fünf Jahre zum Chefredakteur auf. 2006 gründete er mit »OnRuhr« die »erste lokale Online-Zeitung«. Eine Kampfansage an den Ex-Arbeitgeber WAZ. Doch »OnRuhr« scheiterte bereits nach einem Jahr an konzeptionellen Mängeln. In einer Abschiedsnachricht an die Leser lobte Knüpfer das Projekt in höchsten Tönen. Allein, es fehle an Einnahmen.

Als ihn die SPD 2010 zum »vorwärts« holte, lobte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles Knüpfers »Unabhängigkeit«. Seine Berufung sei ein Bekenntnis »zur zentralen Rolle des ›vorwärts‹ für die Partei bei der Belebung der Debattenkultur«. Die wird künftig jemand anderes beleben müssen.