nd-aktuell.de / 26.11.2012 / Sport / Seite 19

Stets für Überraschungen gut

Anna Christina Kopinits will bei der nd-Damenschachgala glänzen

Stets für Überraschungen gut

Am Freitag steigt im nd-Verlagsgebäude die 7. Damenschachgala. Bis Donnerstag stellen wir täglich eine Spielerin vor. Heute: Anna Christina Kopinits (27). Zwar gilt die österreichische Staatsmeisterin (Foto: privat) mit 2247 ELO-Ratingpunkten als Außenseiterin neben Titelverteidigerin Elisabeth Pähtz (ELO 2482) aus Berlin und der zweiten Favoritin, der Europameisterin und Blitzschach-Weltmeisterin Walentina Gunina (ELO 2514) aus Russland. Doch in Abwandlung der Fußballweisheit liegt die Wahrheit auf'm Brett. Der Grazerin Anna Kopinits eilt der Ruf voraus, für Überraschungen gut zu sein.

nd: Bei der diesjährigen österreichischen Staatsmeisterschaft in Zwettl haben Sie eine Sensation geschafft: Sie haben Titelverteidigerin Eva Moser auf den zweiten Platz verwiesen und sind selber die Nr. 1 geworden, obwohl Sie über 200 ELO-Punkte weniger auf dem Konto haben. Wie haben Sie das geschafft?
Kopinits: Das wichtigste Rezept ist Nervenstärke. Für einen Sieg gegen klar stärkere Gegner braucht es volle Konzentration und Durchhaltevermögen. In dieser einen Partie muss einfach alles passen. Man darf sich keinen Fehler erlauben und muss bis zuletzt achtsam spielen.

Könnte Ihnen auch bei der 7. nd-Damenschachgala so etwas glücken? Immerhin liegen Ihre beiden Hauptkonkurrentinnen, die viermalige Galagewinnerin Elisabeth Pähtz und die Russin Walentina Gunina, die mit Europameisterschaft und Blitzschach-Weltmeisterin 2012 schon kräftig abgeräumt hat, um 235 beziehungsweise 267 ELO-Punkte vor Ihnen!
Aller guten Dinge sind drei, also habe ich noch zwei Sensationen gut. Ich denke, dass es im Schach immer Chancen auf einen Außenseitersieg gibt.

Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit dem klassischen Denksport?
Mit fünf Jahren habe ich begonnen, in der Familie Schach zu spielen. Als ich sieben war, hat mich meine Mutter das erste Mal in einen Verein mitgenommen. Seitdem hat mich das Schachfieber gepackt.

Was ist für Sie der Kick am Schach?
Ich spiele gern, ich rätsle gern, ich gewinne gern. Und ich liebe den harten Wettkampf: Man kann nur dann gewinnen, wenn man über viele Stunden alles gibt. In Wettkämpfen sehe ich mich immer wieder mit meinen eigenen Grenzen konfrontiert und habe um so größeren Ehrgeiz, diese zu durchbrechen. So gibt mir Schach auch Kraft und Selbstbewusstsein für den Alltag.

Das nd-Schnellturnier wird 2012 immerhin bereits zum siebten Mal ausgetragen. Wie bewerten Sie das?
Ich finde es toll, dass es so ein großes jährlich stattfindendes Event gibt, das junge weibliche Schachtalente ins Rampenlicht rückt, da das Frauenschach gegenüber dem männlichen Schachsport noch einiges an Raum gutmachen sollte. Schachinteressierte Mädchen brauchen weibliche Vorbilder, diese benötigen wiederum Turniere und Events, auf denen sie sich präsentieren können. Übrigens war ich bei der nd-Damenschachgala schon in den letzten Jahren immer als Zuschauerin dabei - nämlich online, weil ich das Turnier im Internet verfolgt habe. Der Turniermodus und die kurzen Bedenkzeiten sind für das Publikum sehr attraktiv.

Fragen: René Gralla