nd-aktuell.de / 10.12.2012 / Politik / Seite 2

Wenn die Herkunft entscheidet

Vietnams Minderheiten sind oft marginalisiert

Dörte Lüneberg, SODI
Das Recht auf Entwicklung gehört zu den allgemein anerkannten Menschenrechten. In Vietnam unterstützt SODI ethnische Minderheiten bei der Verwirklichung dieses Rechtes.

»Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.« So lautet Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Dass dieses Recht jedoch nicht von allen Menschen gleichermaßen wahrgenommen werden kann, zeigt das Beispiel Vietnam. Dort wird vor allem ethnischen Minderheiten der Zugang zu Bildung, Gesundheit und Infrastruktur erschwert.

Vietnam ist ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen, Angehörige ethnischer Minderheiten leben überwiegend in entlegenen Bergregionen, wo es nur eingeschränkten Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen gibt. Ohne Bildung kein guter Job. Ethnische Minderheiten sind somit im besonderen Maße von Armut betroffen.

Dies trifft auch auf Frau Minh zu, die zur ethnischen Gruppe der Thai gehört. Die 50-Jährige lebt im entlegenen Bergdistrikt Thuong Duong in der Provinz Nghe An, in Zentralvietnam. Frau Minh führt ein bescheidenes Leben. Sie hat zwar die Grundschule besucht, das Geld für den Besuch einer weiterführenden Schule oder gar für eine Ausbildung konnten ihre Eltern nicht aufbringen. Daher verkauft Frau Minh heute Benzin aus Flaschen vor ihrem Haus. Damit verdient sie wenigstens ein bisschen Geld. Ohne eine fundierte Ausbildung hat Frau Minh kaum eine Chance, den Weg aus der Armut zu finden. Daher ermutigen sie die Mitarbeiterinnen der Vietnamesischen Frauenunion, an einem Ausbildungskurs im Webereihandwerk teilzunehmen. Die Frauenunion ist der lokale Partner in einem vierjährigen Projekt, das die Berliner Nichtregierungsorganisation SODI gemeinsam mit der Vietnamesischen Frauenunion durchführt. Neben Frau Minh erhalten weitere 605 Frauen eine berufliche Ausbildung, knapp 100 von ihnen gehören einer ethnischen Minderheit an. All diese Frauen leben unterhalb der Armutsgrenze, das heißt von weniger als 13 Euro im Monat. Während der Ausbildung finden auch Aufklärungskurse über Arbeits- und Frauenrecht statt. Dies ermöglicht den Frauen, selbstbewusst ihre Rechte wahrzunehmen und einzufordern. Projekte wie diese helfen, der Marginalisierung von ethnischen Minderheiten entgegenzuwirken. Durch Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen werden ihnen Chancen gegeben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen - mit einer beruflichen Perspektive und einem sicheren Einkommen.